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Die Technische Ecke
Alles im Öl?
Mal ehrlich: Wann hast Du das vorige Mal bei Deiner Ente den Ölstand
kontrolliert? Gestern? Vergangene Woche? Weiß nicht? Dabei
ist das eine der Wartungsarbeiten, die jeder selbst machen kann
und ein korrektes Ölniveau im Motor trägt erheblich
zur Lebensdauer und Zuverlässigkeit bei. Die Ente hat zwar
in Relation zum Hubraum mit ihren 2,5 Litern Öl recht viel
(es gibt Autos, die haben mit doppelt so viel Hubraum und Leistung
auch nicht mehr), aber hier übernimmt das Öl einen viel
größeren Anteil an der Motorkühlung als bei wasser-gekühlten
Aggregaten. Und da wirkt es sich fatal aus, wenn zu wenig Öl
im Motor herumschwabbelt, denn bei weniger Öl wird die Menge
öfter an Lager und Zylinderkopf gepumpt, wo es wieder Hitze
aufnimmt, aber nicht ausreichend abgeben kann. Viele Motoren,
die den Hitztod gestorben sind, hatten einen zu geringen ÖIstand.
Und wenn Du nicht weißt, wie viel Du nachkippen sollst:
Zwischen Minimum und Maximum paßt ein halber Liter. Unter
Min. sollte es nie sinken, über Max. ist auch nicht gut (längst
nicht so schädlich wie unter Min.). Wenn die Öldruckkontrollampe
in der Kurve aufleuchtet (meist zuerst in Linkskurven), ist das
eine Ohrfeige für Besitzer und Fahrer.
Und da gibt es die Futuristen, die auf ein Wunderöl warten,
mit dem sie nie mehr einen ÖlwechseI vornehmen müssen.
Ich muß mich zusammenreißen, diese Leute nicht als
Träumer zu bezeichnen. Denn ein ölwechsel-freier Motor
ist - auch wenn Mercedes seit Jahren eifrig daran forscht - schlicht
und ergreifend Utopie. Wenn überhaupt, ist das nur mit einem
ganz anderen Motorenkonzept realisierbar, bei dem in keinem Betriebszustand
mehr Verbrennungsrückstände ins Öl gelangen können,
sich Kondenswasser bildet oder das Öl sich aufgrund zu hohem
Druck oder Temperatur zersetzt. Denn genau das sind die Faktoren,
die einen Ölwechsel erforderlich machen. Durch erhöhtes
Ölvolumen oder bessere Filter konnten zwar die Ölwechselintervalle
immer mehr gestreckt werden. So erreichten z.B. die neue LKW-Generation
von Mercedes 100.000km zwischen den Ölwechseln, braucht dafür
aber 45 Liter Motoröl. Dieselben Motoren, die auch in Omnibussen
zum Einsatz kommen, haben knapp 20 Liter Öl und ein Wechselintervall
von deutlich unter 50.000 km. Also die 10.000 km für die
Ente sollten genau eingehalten werden, bei viel Kurzstrecke besser
nur 7.500 km. Dann stehen die Chancen gut, daß der Motor
ungeöffnet mindestens 150.000 km mitmacht.
Bei der WahI der Ölsorte greifen auch immer wieder welche
zu 5W 40 oder vollsynthetischen Ölen. Das ist ungefähr
so sinnvoll, wie wenn man Asterix mit BigMac ernähren wollte.
Denn der Entenmotor ist in seiner Grundkonzeption 50 Jahre alt
und damals galten ganz andere Konstruktions- und Fertigungsnormen
als heute. Mit dem Ergebnis, daß der Entenmotor Synthetik-
oder Hightech-Öle nicht verkraftet, da er nicht dafür
konstruiert wurde. Das nach wie vor beste Öl für die
Ente ist ein 15W40. Die Zahlen sind eine Codierung für die
Schmierfähigkeit des Öles. Die Zahl vor dem W steht
für das Öl im kalten Zustand, dahinter die für
den warmen. Je höher die Zahl, desto dünnflüssiger.
Und durch chemische Behandlung ist ein Motorenöl kalt dünnflüssiger
und heiß dickflüssiger als ein unbehandeltes Einbereichsöl.
Mit dem Erfolg, daß das Öl im kalten Motor schnell
bei den Lagern ist und schmieren kann, aber bei Autobahnfahrt
der Schmierfilm wegen Überhitzung nicht abreißen kann.
Aber ein 15W40 ist im heißen Zustand so schmierfähig
wie ein 40er Einbereichsöl, ein 5W40 aber nur wie ein 30er.
Das heißt, daß das 5 W40 kalt zwar schneller und besser
schmiert, aber nicht so hitzefest ist.
Entscheidend fü die Ölqualität ist die API -Klassifizierung.
Die steht meistens irgendwo im Kleingedruckten, z. B. als API
SF/CD. Dabei steht das S für die Klassifizierung für
Benzinmotoren, das F für den Entwicklungssstand. C steht
für Diesel und D für die Qualität eben dort. SC
und C sind immer vorhanden (klar) und je weiter der zugehörige
Buchstabe im Alphabet steht, desto höher die Ölqualität.
Also ist ein API SH/CE (aktueller Stand der Technik, die man auch
schon für 15 DM pro fünf Liter bekommt) qualitativ besser
als ein API SE/CC. Nur darauf muß man achten beim Ölkauf,
nicht auf 5W40 oder den Preis. Denn Synthetiköle sind ihren
deutlich höheren Preis absolut nicht wert, da eben der Entenmotor
nicht dafür konzipiert ist. Da ist der Motor im Elch (A-Klasse)
schon was anderes.
Soweit mal alles klar mit dem Motorenöl? Dann mal noch was
anderes zu einem anderen Öl in der Ente. Nein, nicht das
GetriebeöI, sondern die Bremsflüssigkeit. Es ist haarsträubend,
was da manchmal für Unwissenheit bei Entenfahrer, TÜV
und Werkstätten herrscht. Die grüne LHM, die in allen
Enten mit Scheibenbremsen vorn verwendet wird, ist anders aufgebaut
als die DOT bei Trommelbremsen oder anderen (Nicht-Citröen)
Autos. Wer die beiden mischt, bekommt Pudding in den Bremsleitungen
und landet am nächsten Baum. Scherz beiseite, so was kann
tödlich sein. Aber die Bremsflüssigkeit der Ente hat
was Gutes: Sie zieht kein Wasser an! Die DOT muß alle 2
-3 Jahre gewechselt werden, weil die angezogene Feuchtigkeit den
Siedepunkt der Bremsflüssigkeit sinken läßt (Bei
2 % Wasser im DOT sinkt der Siededruck von über 270 0 C auf
160 0 C), und so bei längeren Bremsungen Dampfblasen entstehen
(kein Bremsdruck mehr, hebt schlagartig den Blutdruck). LHM zieht
eben keine Feuchtigkeit an, die Gefahr von Dampfblasen besteht
nicht: Trotzdem ist es gut, etwa alle 6 bis 8 Jahre die LHM zu
wechseln, da es doch Alterungserscheinungen gibt. Schau mal nach;
Ist die Bremsflüssigkeit mehr schwarz als grün, ist
ein Wechsel nötig.
Soweit mal, und allseits knitterfreien Flug wünscht
Christof mit GaliJeo, MW- PA 111
aus: "Citroenchen" Nr. 4/99
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