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Brief von Herrn Manfred Tauss, 1190 Wien, Boschstraße
Liebe Redaktion:
Bezugnehmend auf den Artikel "Technische Ecken" im Jänner
Narizin, möchte ich fragen, ob es Unterlagen oder Artikel
zum Thema Startprobleme bei heißem oder warmem Motor gibt
und was die Ursachen sind.
Meine Ente springt dann nämlich nicht mehr an. So wird jede Ausfahrt zum
Problem, da ich den Motor unterwegs nicht abstellen kann!
Es würde mich freuen wenn Ihr mir in diesem Fall helfen könntet.
Antwort vom Inschenör:
Betrifft: Startprobleme bei warmem Motor
Lieber Manfred!
Du hast da ein Thema angerissen, das so schwierig zu lösen ist wie ein
Anruf beim Doktor: "Hilfe mein Kind ist krank" - und sonst keine Informationen.
Gerti und ihr Team haben aus dem Bauch heraus schon die wesentlichsten Themenkreise
umrissen, die da sind Gemischbildung, Zündfunken und Kompression.
Meiner Erfahrung nach müßte die Ursache wohl bei der Gemischbildung
liegen. Da Du nicht schreibst wie unbeschreiblich gut Dein 2CV auch bei den
tiefsten Temperaturen und auch ohne Choker anspringt, nehme ich an, er tut eben
dies. Denn wenn er auch da Schwierigkeiten macht, dann ist er wohl eine Mühle,
wo gar nichts mehr paßt und ich kann maximal den lapidaren Rat geben:
Service machen lassen.
Wenn er also kalt so verdammt gut anspringt, dann ist er zu fett eingestellt.
Das müßtest Du aber am hohen Benzinverbrauch merken. Ein Indikator
dafür ist auch, wenn Du die Motorhaube aufmachst und alles schwimmt beim
Starten nur so von Benzin unter der Spinne. Zu hoher Benzinverbrauch wäre
durch Verdrehen der Leerlaufschraube am Vergaser (bei älteren Modellen
auch durch Regulieren der Gemischregulierungsschraube) reduzierbar. Bohrungen
in diesem Bereich könnten zugewachsen, der Vergaser verdreckt sein. Der
Schwimmer könnte falsch eingestellt, eine Düse 1ocker sein, oder das
Schwimmernadelventil macht nicht zu. Die Trivialursache wäre hier eine
ausgehängte Chokerklappe, die beim Kaltstart nicht stört, aber warm
wohl kaum den Motor anspringen läßt. Prinzipiell könnten auch
alle Undichtheiten mit Falschluft mit hineinspielen, doch dann wäre auch
im kalten Zustand das Starten nur mit wiederholtem Treten des Gaspedals (Beschleunigerpumpe)
möglich.
Jetzt gibt es noch einen paradoxen Fall, daß der Motor kalt ausreichend
Benzin bekommt, aber warm - sprich heiß - zu wenig. Das liegt an möglicher
Dampfblasenbildung in Benzinleitung und Vergaser und dabei noch an der Unfähigkeit
der Benzinpumpe, Treibstoff zum Vergaser zu schaffen. Also kontrollieren, ob
die Benzinleitung irgendwo an heißen Stellen anliegt oder Benzinschlauch
abziehen und schauen, ob Dampfblase(1 kommen. Die vornehme Lösung, die
ich überall bei meinen Autos praktiziert habe, besteht darin, einfach einen
Benzinfilter nach der Benzinpumpe einzubauen, und man sieht, ob Treibstoff fließt
oder vorhanden ist. Wenn schon nachher, dann auch vorher. Ein zweiter Benzinfilter
(max. 20 öS das Stück) vor der Benzinpumpe ist manchmal auch dort
Gold wert. Man sieht, ob Benzin fließt, kann leicht den Schlauch abziehen,
wenn man's braucht. Eine Benzinpumpe, die wirklich fördert und nicht nur
träufelt, wäre auch gefragt. Unter Umständen, wenn der Stösselweg
der Pumpe zu klein wird, kann man die Fußdichtung der Benzinpump~ dünner
machen. Ich habe das Problem der Benzinpumpe so gelöst, daß ich parallel
zur mechanischen eine elektrische habe, die ich aber nur bei Bedarf, also z.B.
beim Starten nach langem Stehen, einschalte.
Bezüglich Zündung halte ich es für unwahrscheinlich, daß
Mängel daran sich nur auf den Warmstart auswirken. Ich würde aber
an der Zündspule kontrollieren, ob sie noch die Ölfüllung aufweist,
also außen trocken ist. Wenn vorhanden, es ersatzweise mit einer getesteten
Zündspule versuchen. Zündkabel am besten im Finsteren kontrollieren
(Sieht man ein Feuerwerk, dann sind sie kaputt), die originalen, roten Kohlekabel
jedenfalls wegwerfen (oder als Reserve aufheben) und Silikonkabel kaufen. Optimale
ZündeinsteIlungen sind immer gut für Benzinverbrauch. Klopfen und
wie hier Starteigenschaften generell.
Die Kompression ist ebenfalls ein entscheidender Faktor bei der Zündung
und beim Starten. Daher wäre, wenn eh schon alles getestet und versucht
wurde, dieser einfache Test vielleicht zielführend schon am Anfang durchzuführen.
Es ist richtig, daß der bleifreie Motor ein geringeres Verdichtungsverhältnis
hat als die älteren Motoren. Das hat jedenfalls zur Folge, daß diese
Motoren schlechter anspringen. Hinzu kommt noch, daß die dazugehörenden
Vergaser aufgrund der Abgashysterie so gebaut und eingestellt sind, daß
sie nur in kleinsten Grenzbereichen wirklich optimal funktionieren. Jede bereits
geringe Abweichung von diesen quasi Laborbedingungen kann Probleme bringen.
Natürliche 'Alterserscheinungen, wie Zylinder und Kolbenringverschleiß,
Verkleben oder Bruch von Kolbenringen, Ventilsitzrisse, Verkrustungen mit Kohleablagerungen,
schlechtes, sprich zu dünnes Öl können die Ursache sein. Das
noch kalte dicke Öl reicht für die Verdichtung am Start, aber wenn
es heiß ist. Dichtet es nicht mehr ab und die Kompression läßt
zu wünschen übrig.
Prinzipiell wären dies Ursachen, die sich wahrscheinlich auch beim Kaltstart
negativ auswirken. Wenn Du kein Bastelprofi bist, wirst Du leider mit. dem oben
Aufgezählten eher wenig anfangen können, denn jeder einzelne Punkt
läßt sich noch stark breittreten und ergänzen d.h. wäre
noch im Detail erklärungsbedürftig. Dies ist aber meistens nur mehr
in der Praxis sinnvoll ab- und erklärbar.
Da ich aber annehme, daß Du von diesen theoretischen Ergüssen keinen
Trost erhältst und sich Dein 2CV davon auch nicht starten läßt,
hier nun meine triviale Brutallösung, wenn schon gar nichts gehen will.
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Ich würde es mit Starterspray versuchen. Die Sprayflasche kommt vorne
in ein Ablagefach links oder rechts und von dort wird ein dünner Schlauch
durch die Trennwand zum Motorraum bis innen in den Luftfilter verlegt. Der Schlauch
sollte so dünn sein, daß man das kleine Schläuchlein der Sprayflasche
dort hineinstecken kann und es auch hält. Als steifen Schlauch gibt es
solche bei anderen Autos, die eine Unterdruckanzeige haben; die billige Lösung
ist, Du zieht zwar mühevoll aber dann doch, von einem elektrischen Kupferlitzenkabel
die Kunststoffummantelung ab, und verwendest diese. Gestartet wird dann bei
warmen Motor so, daß Du einmal auf Vollgas steigst und nie wieder heruntergehst
bis er angesprungen ist, sonst fördert die Beschleunigerpumpe jedesmal
und der abgesoffene Motor läßt sich noch schwerer starten. Dann wird
Ather aus der Spraydose eingespritzt und gestartet. Wieviel und wie lange eingespritzt
werden soll, kann nur die Erfahrung zeigen. Zuviel wird auch nicht gut sein,
denn dann bleibt der Motor abgesoffen und trocknet nicht. auf. Aber allein durch
die Verdunstungskälte wird der Motor im Verbrennungsraum schon abgekühlt.
Jetzt ist aber dann die Voraussetzung für einen guten Start ein kräftiger
Zündfunke.
Diese Notlösung bietet sich aber jedenfalls für alle an, die speziell
im Winter Startprobleme haben.
Eine andere Triviallösung wäre, den 2CV in eine Werkstätte
zu stellen und die Firma schriftlich festzunageln, den Schaden zu beheben, sonst
wird nicht gezahlt, und dann abwarten ob der Schaden gefunden wird. Es kostet
halt etwas bis viel, aber eine Fachwerkstätte speziell von Citroen sollte
doch in der Lage sein, ihre Produkte zu reparieren.
Der Fehlermöglichkeiten sind zu viele und im Endeffekt verbleibe ich
doch eher ratlos?
da Inschenör
(als Pannenhelfer ohne hellseherische Fähigkeiten)
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