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C'est l'Afrique? - die Zweite
Vor zwei Jahren haben wir versprochen, nach Afrika zurückzukehren, und
heuer von 10. Juli bis 7. August war es soweit. Wieder mit unserer
blauen Ente "Lilly" unterwegs, erreichten wir nach fast 3500 km
quer durch Italien, Frankreich - das Mittelmeer entlang - und Spanien nach der
kurzen Fährfahrt von Algeciras nach Ceuta unser Reiseziel Marokko.
Bei unserer kurzen Fahrt durch das Rifgebirge konnten wir den Bauern bei der Getreideernte zusehen. Geschnitten wurde mit Maschinen, gedroschen aber wie seit Jahrhunderten mit Pferden, und die Spreu vom Weizen durch die Kraft des Windes getrennt.
Auch wir absolvierten das Pflichtprogramm aller Marokko-Reisenden, das heißt
in Fes den Souk (= Markt), das Gerberviertel, die Kairouane-Moschee, leider
wie alle Moscheen für Nicht-Moslems nur von außen zu bewundern, schauten
den Kesselflickern bei der Arbeit zu, machten einen kurzen Zwischenstop in Moulay
Idriss, einer der heiligen Städte der Moslems, und wanderten durch die
römischen Ruinen von Volubilis, deren Blütezeit Ende des zweiten Jahrhunderts
war. In Meknes bewunderten wir die riesigen Stallungen für 12000 Pferde
und 5000 Reiter, die zwar teilweise bereits eingestürzt sind, deren
Größe aber immer noch imposant ist; wir stiegen in die Verliese,
in denen die Christen gefangengehalten wurden, besuchten das Mausoleum Moulay
Ismail und schritten natürlich durch das Bab il Mansour, das berühmteste
Tor Marokkos. Weiter führte unser Weg in die Doppelstadt Rabat/Sale, wo
wir die unserer Meinung nach besterhaltene Koranschule besuchten, zum Wahrzeichen
der Stadt, dem Hassanturm, hinaufstiegen, dem gegenüberliegenden Grabmal
vom Mohammed V., dem Vater des derzeit regierenden Hassan II, einen
Besuch abstatteten, und von der Festung einen Blick auf den am Sonntag von badenden
Marokkanern geräumten Strand hinunterwarfen. In Casablanca besuchten wir
eines jener gigantischen Bauwerke, mit denen sich größenwahnsinnige
Herrscher Denkmäler setzen wollen, die 1993 von Hassan II eröffnete
und nach ihm benannte Moschee, nach der in Mekka die zweitgrößte
der Erde. Leider war es auch hier nicht möglich, den 60000 Gläubige
fassenden Innenraum zu besichtigen.
Nach kurzen Abstechern nach Safi, bekannt für Ton- und Töpferwaren, und nach Essouira, wo wir den Fischern beim Löschen der Ladung zusahen, erreichten wir nach knapp einer Woche im Marokko Marrakesch. Hier besuchten wir einen der Paläste, die mit ihren wunderbaren
Ornamenten, reichverzierten Kassettendecken und den kühlen Innenhöfen ein bißchen erahnen lassen, wie die Herrscher vergangener Jahrhunderte zu leben verstanden haben. Nach dem Besuch der Saadiergräber, einem Bummel durch den Souk und die Mellah,
das Judenviertel, fanden wir uns am Abend am Djemaa el Fna, dem riesigen Platz im Zentrum der Stadt, ein. Geschichtenerzähler, Wahrsager, Wasserträger, diverse Gaukler, Heilmittelverkäufer und natürlich die bekannten Schlangenbeschwörer warben um Kundschaft.
Mittendrin stehen die Garküchen, und der Duft von Tajjine, Brouchettes (= Spießchen) und diversen anderen Köstlichkeiten wehte über den Platz.
Nach dieser Woche Kulturtrip freuten wir uns, endlich auch ein wenig von der reizvollen Landschaft Marokkos zu sehen, denn bisher stellten die Straßen für Lilly keine echten Probleme dar. Das sollte sich aber ändern, nachdem wir den Atlas überquert hatten
und die etwas abseits gelegene Kasbah von Telouet, eine der aus Lehm erbauten Fluchtburgen, ebenso reich verziert und ausgestattet wie die Paläste im Norden, besucht hatten. Von hier entschlossen wir uns, die ca. 36 km lange Piste nach Ait Benhaddou zu fahren.
Aus der Piste ragten Steine, dreimal mußten wir den Fluß furten, wobei das Wasser jedesmal bis zur Türe reichte, aber landschaftlich bot sich ein phantastischer Anblick.
Anfänglich fuhren wir im Tal, aber nach der Hälfte der Strecke führte
die Piste an der Abbruchkante des Tales entlang. In den kleinen Dörfern,
durch die wir kamen, schauten die Leute ein wenig ob unseres seltsamen Gefährtes.
Nach knapp vier Stunden Rüttelei und Schüttelei erreichten wir Ait
Benhaddou, die Filmkulisse für "Sodom und Gomorrha"; mit riesigen
Speicherburgen und engen, verwinkelten Gassen, in denen man sich ohne Führer
durchaus verlaufen kann, fühlte man sich um einige Jahrhunderte zurückversetzt.
Die nächsten Tage fuhren wir die sogenannte "Straße der Kasbah"
entlang, benannt nach den vielen Fluchtburgen in diesem Tal. Wir machten einen
Tagesausflug nach Zagora, wo ein Eckerl Sandwüste von Algerien nach Marokko
herüberreicht, und bogen selbstverständlich in die Dades-Schlucht
ab, deren Wände an der engsten Stelle förmlich in den Himmel wachsen.
Nachdem uns mehrmals abgeraten worden war, mit der doch schwer beladenen Ente
die Piste zur Thodra-Schlucht zu nehmen, fuhren wir über Asphalt in diese
noch engere und von einem im Sommer kleinen Bach durchströmte Schlucht.
Leider sind auch hier wie bei allen Touristenzentren die Kinder sehr lästig
und die "guides" gehen einem nach mehr als tausend Anbiederungsversuchen
nur noch auf die Nerven. Weiter führte unser Weg Richtung Südwesten,
immer noch, wie seit Ait Benhaddou, durch Steinwüsten nach Erfoud, dem
Anfangspunkt der Piste zum Erg Chebbi, dem einzigen nennenswerten Dünengebiet
Marokkos.
Die 40 km lange Piste war zwar schlimmes Wellblech, stellte aber für
Lilly keine allzu großen Probleme dar. Der Erg Chebbi ist ein etwa 100
bis 300 Meter hoher und mehrere Kilometer langer Dünenstreifen, auf
den die Marokkaner unheimlich stolz sind, schließlich ist es ein Teil
der Sahara, wobei in dieser Ecke jedes Cafè oder Hotel den Schriftzug
"Sahara" in seinem Namen führt. Nach einem Abstecher auf den
Markt von Rissani, dem größten dieser Gegend, traten wir die Heimreise
an, auf der wir im Atlas noch einige abgelegene Seen besuchten und mehrere Schleifen
durch tief zerklüftete Täler und über hohe Pässe drehten.
In Fes und Meknes machten wir noch kurz Halt, um diverse Souvenirs, angefangen
von Holzschnitzereien bis hin zu Teppichen, einzukaufen, bevor wir über
Tanger nach knapp zweieinhalb Wochen in Marokko Ceuta wieder erreichten und
die Fähre zurück nach Spanien bestiegen.
Unser Fazit dieser Reise ist, Marokko ist eines der interessantesten Länder und hat mit seinen Kulturzentren im Norden und dem landschaftlich phantastischen und abwechslungsreichen Süden für jedes Interesse etwas zu bieten und stellt aufgrund der im großen
und ganzen guten Straßen selbst für eine überladene Ente keine großen Probleme dar.
Bedanken wollen wir uns schlußendlich auch bei allen unseren Sponsoren, die uns auch diesmal wieder hervorragend unterstützt haben.
Bonne route!
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