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Ausdruck vom 19.12.2024, 11:57 Uhr 

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Narizin: C'est l' Afrique? - die Zweite

C'est l'Afrique? - die Zweite

Grafik1 Vor zwei Jahren haben wir versprochen, nach Afrika zurückzukehren, und heuer von 10. Juli bis 7. August war es soweit. Wieder mit unserer blauen Ente "Lilly" unterwegs, erreichten wir nach fast 3500 km quer durch Italien, Frankreich - das Mittelmeer entlang - und Spanien nach der kurzen Fährfahrt von Algeciras nach Ceuta unser Reiseziel Marokko.

Bei unserer kurzen Fahrt durch das Rifgebirge konnten wir den Bauern bei der Getreideernte zusehen. Geschnitten wurde mit Maschinen, gedroschen aber wie seit Jahrhunderten mit Pferden, und die Spreu vom Weizen durch die Kraft des Windes getrennt.

Grafik2 Auch wir absolvierten das Pflichtprogramm aller Marokko-Reisenden, das heißt in Fes den Souk (= Markt), das Gerberviertel, die Kairouane-Moschee, leider wie alle Moscheen für Nicht-Moslems nur von außen zu bewundern, schauten den Kesselflickern bei der Arbeit zu, machten einen kurzen Zwischenstop in Moulay Idriss, einer der heiligen Städte der Moslems, und wanderten durch die römischen Ruinen von Volubilis, deren Blütezeit Ende des zweiten Jahrhunderts war. In Meknes bewunderten wir die riesigen Stallungen für 12000 Pferde und 5000 Reiter, die zwar teilweise bereits eingestürzt sind, deren Größe aber immer noch imposant ist; wir stiegen in die Verliese, in denen die Christen gefangengehalten wurden, besuchten das Mausoleum Moulay Ismail und schritten natürlich durch das Bab il Mansour, das berühmteste Tor Marokkos. Weiter führte unser Weg in die Doppelstadt Rabat/Sale, wo wir die unserer Meinung nach besterhaltene Koranschule besuchten, zum Wahrzeichen der Stadt, dem Hassanturm, hinaufstiegen, dem gegenüberliegenden Grabmal vom Mohammed V., dem Vater des derzeit regierenden Hassan II, einen Besuch abstatteten, und von der Festung einen Blick auf den am Sonntag von badenden Marokkanern geräumten Strand hinunterwarfen. In Casablanca besuchten wir eines jener gigantischen Bauwerke, mit denen sich größenwahnsinnige Herrscher Denkmäler setzen wollen, die 1993 von Hassan II eröffnete und nach ihm benannte Moschee, nach der in Mekka die zweitgrößte der Erde. Leider war es auch hier nicht möglich, den 60000 Gläubige fassenden Innenraum zu besichtigen.

Nach kurzen Abstechern nach Safi, bekannt für Ton- und Töpferwaren, und nach Essouira, wo wir den Fischern beim Löschen der Ladung zusahen, erreichten wir nach knapp einer Woche im Marokko Marrakesch. Hier besuchten wir einen der Paläste, die mit ihren wunderbaren Ornamenten, reichverzierten Kassettendecken und den kühlen Innenhöfen ein bißchen erahnen lassen, wie die Herrscher vergangener Jahrhunderte zu leben verstanden haben. Nach dem Besuch der Saadiergräber, einem Bummel durch den Souk und die Mellah, das Judenviertel, fanden wir uns am Abend am Djemaa el Fna, dem riesigen Platz im Zentrum der Stadt, ein. Geschichtenerzähler, Wahrsager, Wasserträger, diverse Gaukler, Heilmittelverkäufer und natürlich die bekannten Schlangenbeschwörer warben um Kundschaft. Mittendrin stehen die Garküchen, und der Duft von Tajjine, Brouchettes (= Spießchen) und diversen anderen Köstlichkeiten wehte über den Platz.

Grafik3
Nach dieser Woche Kulturtrip freuten wir uns, endlich auch ein wenig von der reizvollen Landschaft Marokkos zu sehen, denn bisher stellten die Straßen für Lilly keine echten Probleme dar. Das sollte sich aber ändern, nachdem wir den Atlas überquert hatten und die etwas abseits gelegene Kasbah von Telouet, eine der aus Lehm erbauten Fluchtburgen, ebenso reich verziert und ausgestattet wie die Paläste im Norden, besucht hatten. Von hier entschlossen wir uns, die ca. 36 km lange Piste nach Ait Benhaddou zu fahren. Aus der Piste ragten Steine, dreimal mußten wir den Fluß furten, wobei das Wasser jedesmal bis zur Türe reichte, aber landschaftlich bot sich ein phantastischer Anblick.

Grafik4 Anfänglich fuhren wir im Tal, aber nach der Hälfte der Strecke führte die Piste an der Abbruchkante des Tales entlang. In den kleinen Dörfern, durch die wir kamen, schauten die Leute ein wenig ob unseres seltsamen Gefährtes. Nach knapp vier Stunden Rüttelei und Schüttelei erreichten wir Ait Benhaddou, die Filmkulisse für "Sodom und Gomorrha"; mit riesigen Speicherburgen und engen, verwinkelten Gassen, in denen man sich ohne Führer durchaus verlaufen kann, fühlte man sich um einige Jahrhunderte zurückversetzt.

Grafik5 Die nächsten Tage fuhren wir die sogenannte "Straße der Kasbah" entlang, benannt nach den vielen Fluchtburgen in diesem Tal. Wir machten einen Tagesausflug nach Zagora, wo ein Eckerl Sandwüste von Algerien nach Marokko herüberreicht, und bogen selbstverständlich in die Dades-Schlucht ab, deren Wände an der engsten Stelle förmlich in den Himmel wachsen. Nachdem uns mehrmals abgeraten worden war, mit der doch schwer beladenen Ente die Piste zur Thodra-Schlucht zu nehmen, fuhren wir über Asphalt in diese noch engere und von einem im Sommer kleinen Bach durchströmte Schlucht. Leider sind auch hier wie bei allen Touristenzentren die Kinder sehr lästig und die "guides" gehen einem nach mehr als tausend Anbiederungsversuchen nur noch auf die Nerven. Weiter führte unser Weg Richtung Südwesten, immer noch, wie seit Ait Benhaddou, durch Steinwüsten nach Erfoud, dem Anfangspunkt der Piste zum Erg Chebbi, dem einzigen nennenswerten Dünengebiet Marokkos.

Grafik6 Die 40 km lange Piste war zwar schlimmes Wellblech, stellte aber für Lilly keine allzu großen Probleme dar. Der Erg Chebbi ist ein etwa 100 bis 300 Meter hoher und mehrere Kilometer langer Dünenstreifen, auf den die Marokkaner unheimlich stolz sind, schließlich ist es ein Teil der Sahara, wobei in dieser Ecke jedes Cafè oder Hotel den Schriftzug "Sahara" in seinem Namen führt. Nach einem Abstecher auf den Markt von Rissani, dem größten dieser Gegend, traten wir die Heimreise an, auf der wir im Atlas noch einige abgelegene Seen besuchten und mehrere Schleifen durch tief zerklüftete Täler und über hohe Pässe drehten. In Fes und Meknes machten wir noch kurz Halt, um diverse Souvenirs, angefangen von Holzschnitzereien bis hin zu Teppichen, einzukaufen, bevor wir über Tanger nach knapp zweieinhalb Wochen in Marokko Ceuta wieder erreichten und die Fähre zurück nach Spanien bestiegen.

Unser Fazit dieser Reise ist, Marokko ist eines der interessantesten Länder und hat mit seinen Kulturzentren im Norden und dem landschaftlich phantastischen und abwechslungsreichen Süden für jedes Interesse etwas zu bieten und stellt aufgrund der im großen und ganzen guten Straßen selbst für eine überladene Ente keine großen Probleme dar.

Bedanken wollen wir uns schlußendlich auch bei allen unseren Sponsoren, die uns auch diesmal wieder hervorragend unterstützt haben.

Bonne route!
Peter Hinterhauser

 
  «  ^  » URL: http://www.oecc.org
Stand: 15.03.2013
Copyright: Hannes Hromadka

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