Mit Lilly durch den Nahen Osten
Nachdem wir die letzten Jahre den Norden
Afrikas unsicher gemacht haben, zog es uns heuer in den Nahen Osten. Selbstverständlich
mit unserer blauen »Safariente« Lilly.
Die knapp 3500 Kilometer lange Anreise
bis zur syrischen Grenze war streckenweise ein Martyrium für Auto
und Besatzung, speziell Rumänien und Bulgarien sind verkehrsmäßig
und strassenzustands-mäßig eine Katastrophe. Doch bereits in
der Türkei war der sehr gut und auch in Syrien und Jordanien sollte
er so bleiben.
Schon
am 6. Urlaubstag erreichten wir Aleppo, wobei der türkisch syrische Grenzübertritt
wesentlich flotter ablief, als so mancher davor.
Aleppo, eine der großen Städte
des Nahen Ostens, ist nicht nur aufgrund seines urtümlichen Souks
(= Basar), in dem man von der Seife bis zum Kocher, von Gewand bis Schmuck
so ziemlich alles - außer touristisch verseuchten Souvenirs - erhält,
einen längeren Aufenthalt wert. Auch die prachtvoll restaurierte Omayadenmoschee
und die in der Mitte der Stadt gelegene Zitadelle sind ein Muß für
jeden Besucher. Dazwischen liegen schmale Gassen mit zum Teil sehr schönen
Holzhäusern.
Weiter führte unser Weg zurück
an die türkische Grenze zum Simeonskloster. Obwohl heute nur noch
Ruinen zu sehen sind, kann man sich sehr gut die einstmals prachtvolle
Basilika und die angrenzenden Gebäude vorstellen, die auf einem Hügel
gelegen einen wunderschönen Blick über die recht karge Landschaft
zulassen.
Etwas weiter südlich besuchten wir
die verlassenen Städte, deren Bewohner aus bis heute unbekannten Gründen
wegzogen und die Gebäude dem Verfall überließen. Trotzdem
gibt es bis heute gut erhaltene Häuser die Nomaden mit ihren Schafherden
als Unterschlupf auf ihrer Wanderung durch die wellige Hügellandschaft
Nordsyriens verwenden.
Beeindruckend war auch die Ausgrabung von
Apameia, etwas weiter südlich. Wer griechische und römische Ausgrabungen
kennt, der erlebt in Apameia, Palmyra und Jerash noch eine Steigerung hinsichtlich
Größe und Wiederherstellung der antiken Städte. Apameia
ist die am geringsten freigelegte der drei genannten, aber trotzdem wandelt
man die Hauptstraße zwischen aufgerichteten Säulen und Fassaden
entlang, entdeckt diese oder jene Inschrift und ist ob der Größe
fasziniert.
Die
nächste größere Stadt, die wir erreichten war Hama, bekannt
für seine großen Schöpfräder für die Bewässerungsanlagen
der Umgebung. Von den Römern vor bald 2000 Jahren errichtet sind die Aquädukte
heute noch in Verwendung. Die riesigen Schöpfräder (Nurias) mit einem
Durchmesser von 20-30 Metern, aus Holz gefertigt werden nur durch Wasserkraft
bewegt.
Unser
nächstes Ziel war Palmyra, eine der großen Städte der Römer,
heute mitten in der Wüste zwischen Damaskus und dem Euphrat gelegen.
Noch
größer als Apameia stellt Palmyra alle mitteleuropäischen Ausgrabungen
in den Schatten. Wir sind mehrere Stunden durch Säulenalleen, in den Grundmauern
diverser Villen, durch die heiligen Hallen der Tempel des Baal und anderer Gottheiten
der Antike, die Stufen des Theaters hinauf und hinuntergeklettert und haben
trotzdem sicher nicht alles gesehen. Fährt man zum Schluß noch auf
den Zitadellenberg hat man nicht nur eine hervorragende Aussicht auf die Ausgrabung,
sondern man blickt weit in die Wüste hinein und es scheint unmöglich,
daß dieses sandig-steinige Meer vor 2000 Jahren fruchtbares Ackerland
gewesen ist.
Damaskus, nur 150 Kilometer von Palmyra
entfernt ist eine typisch arabische Stadt: laut und viel Verkehr, mit kleinen
Kaffeehäusern, engen verwinkelten Gassen, vielen Moscheen, darunter
die mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet Omayadenmoschee und einem großen,
belebten Souk. Im Vergleich dazu ist Aleppo aber die Stadt mit mehr Flair
und irgendwie mehr aus 1001 Nacht. Generell sind die Leute aber in Syrien
und auch in Jordanien sehr freundlich, unheimlich hilfsbereit und bemüht,
doch in keiner Weise lästig oder aufdringlich, wie dies in Marokko
der Fall ist.
Auf unserem weiteren Weg Richtung Süden
besichtigten wir in Bosra eines der besterhaltensten römischen Amphitheater,
bevor wir die Grenze nach Jordanien passierten und nach der Überquerung
diverser Berge in Amman eintreffen. Amman ist eine moderne Stadt durchaus
im Gepräge europäischer Großstädte, eigentlich mit
wenig Reiz für den Besucher.
Von Amman aus besuchten wir Jerash, die
dritte große römische Ausgrabung und fuhren in weitem Bogen
durch das Jordantal nach Amman zurück. Welch ein krasser Gegensatz
das grüne, fruchtbare Jordantal und wenige hundert Meter Höhenunterschied
aus dem Tal heraus Halbwüste und Felslandschaft. Ganz besonders deutlich
wurde uns dies am nächsten Tag beim Besuch der östlich von Amman
in der Wüste gelegenen Jagd- und Lustschlösser diverser Sultane
und Khalifen.
Die zum Teil mit aufwendigen Malereien
ausgestatteten Räume waren leider aufgrund Geldmangels dem Verfall
preisgegeben, doch in den letzten Jahren haben Arbeiten zur Erhaltung begonnen.
Wenige Kilometer südlich der Oase
Azraq, in deren Burg Lawrence von Arabien die letzten Tage vor seinem Sturm
gegen die Engländer verbracht hat, liegt das Shaumari Wildlife Reservat,
in dem die weißen Oryxantilopen nachgezüchtet werden. Von dieser
Tiergattung gab es vor ca. 10 Jahren nur noch eine Herde in der Wüste
von Oman und einige Tiere in diversen Zoos. Dank der Zusammenarbeit mit
dem Zoo von San Diego ist es nun gelungen, den Bestand zu vervielfachen
und diese Tierart vor dem Aussterben zu retten.
Nach
einem Besuch des Palästina Mosaik in Madaba, eine Darstellung des Heiligen
Landes vor 2000 Jahren, das in Jerusalem ein zweites Mal existiert, erreichten
wir nach einem Abstecher auf den Mount Nebo, von dem Moses das gelobte Land
gesehen haben soll, das Tote Meer.
Nach einem kurzen Sprung ins nicht so kühle,
dafür bekanntlicherweise recht salzige Naß stand der Besuch
der Kreuzritterburg Al Karak auf unserem Programm. Die Ente quälte
sich hier vom Toten Meer (Seehöhe -400 Meter) bis auf über 1100
Meter, insgesamt aufgrund der Berg- und Talfahrten waren es aber an die
4000 überwundenen Höhenmeter. Dabei hätte man den Motorraum
als Backofen problemlos zweckentfremden können. Je weiter wir südlich
kamen desto mehr näherte sich die Temperatur der 40°-Marke um
in Aqaba bei 43° C stehenzubleiben.
Al Karak, eine der größten Ritterburgen
des Nahen Ostens auf einer Bergkuppe errichtet, ist mit seinen bis zu 7
Stockwerken in den Berg getriebenen Räumen für 2000 Ritter konzipiert
gewesen. Heute kann man 2 Stockwerke tief hinabsteigen in die feucht muffigen
Verliese und die großen Rittersäle.
Wir fuhren weiter auf dem Kings Highway
vorbei an der Burg von Ash Shawbak nach Wadi Mousa. Wenige Kilometer entfernt
liegt Petra, die große Stadt der Nabatäer, deren Hochblüte
vor 2200 Jahren war, die dann aufgrund Ihrer versteckten Lage in den Schluchten
in Vergessenheit geriet und erst im vorigen Jahrhundert durch den Schweizer
Burckhardt wiederentdeckt wurde. Aufgrund der zu befürchtenden Tageshitze
machten wir uns bereits um 7 Uhr früh auf durch den äußeren
Siq (Schlucht ), an dessen Ende durch einen Spalt von ca. 2 Metern Breite
der Blick auf das erste große Gebäude, das Schatzhaus El Kazneh
fällt.
Alle Gebäude der Nabatäer in
Petra sind aus den Felswänden herausgemeißelt ohne jegliche
Maurerarbeiten, nur der gewachsene Stein wurde bearbeitet. Dabei erreicht
der größte Raum eine Grundfläche von 17 × 19 Meter
bei einer Höhe von ca. 5 Metern! Wir stiegen die Treppen zum Opferplatz
hoch und wandelten durch die Überreste der römischen Zubauten.
Auch kletterten wir zur Monastery, einem abseits gelegenen Tempel, und
besuchten die Gräberwand, die wohl beeindruckendste Fassade von Petra,
die sich aus 7 nebeneinander aus dem Berg gearbeiteten Mausoleen zusammensetzt.
Insgesamt verbrachten wir 10 Stunden in den Ausgrabungen und erreichten
spätnachmittags erschöpft unser Zelt.
Das Campen ist in Syrien und auch in Jordanien
aufgrund der geringen Anzahl der zumeist staatlichen Campingplätze
schwierig und nachdem auch das wilde Übernachten irgendwo im Nirgendwo
nicht recht oft möglich war, mußten wir etliche Male ins Hotel
ausweichen.
Aqaba
am Roten Meer, der südlichste Punkt unserer Reise, ist für Tauchfreaks
angeblich eine Domäne, uns hielt es hier nicht lange, so daß wir
im Wadi Rum, 40 km nördlich von Aqaba unser Zelt aufschlugen.
Zur allgemeinen Erheiterung der Einwohner
von Wadi Rum, die nur mit Allradautos unterwegs sind, wagten wir uns mit
der Ente in den rosaroten, auf weiten Strecken weichen Sand. Doch nachdem
wir mit der vollbepackten Ente einige Kilometer ins Wadi hinausgefahren
waren, bevor wir erstmals steckenblieben und unsere Sandbleche doch nicht
nur als »Campingtisch« zweckentfremdet haben, betrachteten
uns die Ortsansässigen bei unserer Rückkehr mit einigem Respekt.
Hierzu ist zu bemerken, daß 2 CV's in Jordanien zwar in Einzelstücken
existieren, aber großteils doch unbekannt sind.
Am nächsten Tag schonten wir Lilly
und mieteten ein 4 WD-Fahrzeug, um in die Filmkulisse von David Leans Lawrence
von Arabien einzutauchen. Das Wadi Rum ist eine ca. 600 Meter breite Schlucht,
mit rotem feinen Sand gefüllt umgeben von schroffen Bergen, die von
Schluchten und Tälern durchzogen sind. Hier soll Lawrence von Arabien
mit seiner Karawane auf seinem Weg Richtung Süden durchgezogen und
einige Tage Rast gemacht haben.
Der Rückweg aus Jordanien nach Syrien
ging rasch vonstatten und bevor wir uns endgültig Richtung Heimat
aufmachten, statteten wir der größten Kreuzritterburg, dem Craq
des Chevalier in Syrien noch einen kurzen Besuch ab. Diese Anlage ist noch
größer als Al Karak und hatte Vorräte für 5 Jahre
für 2500 Mann in seinen Gewölben gelagert. Erobert werden konnte
sie nur, weil der Nachschub an Kriegern aus den europäischen Mutterländern
gegen Ende der Kreuzzüge ausblieb. Die Franzosen restaurierten und
bauten die Anlage in den 50-iger Jahren wieder auf, ehe sie in den 70-iger
Jahren an Syrien zurückgegeben wurde.
Als
Resümee kann ich Syrien und Jordanien als Geheimtip jedem nur empfehlen,
jedoch sollte er hinunterfliegen, um sich die strapaziöse und lange An-
und Abreise (bei uns insgesamt 9 Tage) mit dem Auto zu ersparen. Die Preise
von Hotels, Campingplätzen und Eintritten in Ausgrabungen und Museen sind
in Syrien in etwa gleich wie in der Türkei, Jordaniens Preise erreichen
nahezu unser Niveau, wenn auch Benzin und die Grundnahrungsmittel wesentlich
billiger sind. Wie in allen arabischen Ländern ist Bier ein Luxusartikel,
hier zahlt man z.B. in Amman für 0,4 Liter 60.- öS!
Als einzige Panne hatten wir eine gebrochene
Öldruckleitung zu verbuchen, die in Ankara und ein zweites Mal südlich
von Petra gelötet werden mußte. (in Österreich seit 30.
7. bestellt, kommt aus Frankreich - es lebe das Lieferservice von Citroën!)
Zum Schluß möchte ich mich noch
bei unseren Sponsoren bedanken, die uns wieder mit Sachmitteln großzügig
unterstützt haben.
Allen noch ein Bonne Route und dem Redaktionsteam
noch Danke für die Arbeit an den Narizin, auf dessen Erscheinen wir
uns monatlich freuen.
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