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2CV-Welttreffen 1999
Urlaubserinnerungen in chronologischer Schüttung
Man sollte einen Urlaub nicht allzu rasch beginnen lassen, damit
einen die Umstellung nicht so flink aus dem Alltag kippt. Gut
geeignet als letzte Spur zur Heimat ist das Wetter, das sich oft
nur einen Schmarrn drum schert, wo Süden ist und dich, sagen
wir, die 650 km bis Venedig im stömenden Regen fahren läßt.
Das kann unangenehm werden in einer Ente.
Serge und ich aber saßen in seinem wunderbar restaurierten
Mehari, das Pickerl war ganz frisch, aber das erste seit rund
zehn Jahren, die Probefahrt vor Reiseantritt glich keiner umfassenden
Gesundenuntersuchung: 50 km, was sich halt ausgeht am Weg zum
Pickerl und wieder heim.
Serge war etwas erstaunt, weil die Sturzbäche nur dezent
waren und wenig an der Zahl, dennoch notierte ich eine Havarie
am linken Schuh (was ihm daheim in der Wohnung nicht im mindesten
anzumerken war), bemerkte den feinen Sprühregen nahe der
B-Säule (wo man so hinsinkt beim Schlaf, den man sich als
Beifahrer gönnen darf), mußte aber die hervorragende
Dichtheit des Kofferraumes loben, als ich abends das lediglich
feuchte Gepäck auslud und das Zelt in den windigen Campingplatz
in Venedig pflanzte.
So kann der erste Tag eines Griechenland-Urlaubes ausschauen.
*
Griechenland selbst besteht aus engen, gebirgigen Straßen,
Sonne, einem luftigen Auto und staubigen Eseln, wenn du es richtig
anstellst. Wenn du es ZU richtig anstellst, hast du abends einen
Negativ-Abdruck des Gurts am T-Shirt und eine Nachspeisen-Reinigung
des Mehari vor dir, aber entstaubt sein kannst du daheim auch.
Wenn du es falsch anstellst, dann fährst du mit einem Haufen
von Fatalisten auf der Gastarbeiter-Route, die eine solche erst
geworden ist, seit der frühere Landweg durch Jugoslawien
zu gefährlich scheint. Das ist allerdings ein Irrtum, wie
die vielen verrückt überholenden, übermüdeten
Gastarbeiter zeigen - und die unzähligen Marterln am Straßenrand,
die dort wie kleine Vitrinen auf hochwassertauglichen Beinen aussehen
und
mit Bildern und Blumen gefüllt werden. Manchmal, wie die
Bierdose und die Ajax-Flasche in einem Marterl vermuten lassen,
werden sie auch von Zynikern gepflegt.
Das griechische Straßenbild im Vorfeld eines Welttreffens
darf man sich ungefähr so vorstellen, daß 1617 Enten
und Verwandte aus allen Richtungen einem Punkt zustreben. Das
kann sehr kitschig aussehen, wenn die Kolonne nur aus alten Citroëns
besteht und die anderen Autos keine Chance mehr haben, und wir
waren dann immer echt gerührt und sanken vor Freude heulend
in die nächste Taverne, um uns am Tsatsiki zu laben.
*
Überhaupt, das Tsatsiki. Ein Hauptzweck des Griechenland-Urlaubs
besteht ja darin, es zu verkosten, und zwar ausführlich.
Wir ernannten also die Tavernen zum Tsatsiki-Testgelände
und postulieren jetzt folgendes: Es gibt das Tsatsiki mit Dille,
das dich olfaktorisch völlig unbedenklich entläßt,
es gibt jenes mit Knoblauch, das dich einsam machen kann für
den Rest des Tages (außer, deine Mitreisenden wissen den
guten Knoblauch ebenso zu würdigen), und es gibt jenes mit
feiger Würzung, das wir mit sofortigem Trinkgeld-Abzug ahndeten.
Merke: Je näher der Tourist dem Touristenclub, umso ferner
der Knoblauch dem Tsatsiki. Da wir aber dem Touristenclub auch
meistens fern blieben, stellten wir das haltlose Knoblauchessen
erst beim Welttreffen ein.
*
Dieses fand auf einem reaktivierten Campingplatz statt, dessen
Sanitäreinrichtungen nicht ganz so reaktiviert waren, aber
egal. Es war jedenfalls wunderbar, ich sage nur: nette Leute,
laute Musik, viele Autos, viel Flohmarkt, und dummerweise muß
der Mensch auch schlafen. Wieder einmal hervorragend bewährt
hat sich die österreichische Mannschaft beim Seilziehen (sie
gewann selbstverständlich nur für Österreich),
wobei unserer Zugkraft vor allem die Schallwellen des ebenso ambitioniert
wie lautstark agierenden Trainers sehr zupaß kamen, während
durch selbige die Kraft der Gener ein wenig im Lachen unterging.
Wir wissen jetzt, daß erfolgreiches Coaching nicht an die
Geschliffenheit der Wortwahl gebunden ist, sondern vielmehr auch
in Lauten abgehalten werden kann, die international verständlich
sind - nur die Haltung von Körper und Halsschlagader sollte
stimmen, und wie!
Am nächsten Tag zeigten sich bei den aktiven Seilziehern
bisweilen Schürfspuren durch entgleitendes Sportgerät,
während der normalerweise für sein Stimmvolumen bekannte
und beliebte Trainer kaum noch zu hören war.
Was sonst noch zu sagen ist über das Treffen, wird an anderer
Stelle dieses schmucken Magazins noch zu lesen sein.
Der Sonntag jedenfalls ist der Herbst jeden Welttreffens, man
sitzt noch ein bißl im Freien, sieht aber das Laub schon
fallen. Es ist ein wenig trostlos, wenn sich der Treffenplatz
leert und du weißt, er wird sich erst in zwei Jahren wieder
füllen, wennglich wo anders. (Schon gut, ich habe nicht verdrängt,
daß wir in zwei Jahren nicht einfach herumsitzen werden,
sondern herumliegen unterm Sauerstoffzelt. Aber das ist wieder
eine andere Geschichte.)
*
Wir fuhren dann noch ein wenig durch Griechenland, besichtigten,
was zu besichtigen war, badeten in Hitze und auch im Meer, und
waren alle ein wenig traurig. Wenn einer dann ein bisserl patschert
wird, kann es schon passieren, daß er an einem Tag bis zum
Frühstück zwei geborgte Campingsessel ruiniert.
Michi uns Ernstl sprechen trotzdem noch immer mit mir, danke.
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