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2CV-Welttreffen 1999 WE DON`T HAVE A BIG TENT,  WE DON`T NEED.....

 Als geübte Mitteleuropäer, mit einer heißen Tasse Tee und in eine Decke eingewickelt vor dem Computer frierend, wissen wir warme Sommertage zu schätzen. Griechische Welttreffenorganisatoren denken da etwas anders. Wer die Götter verhöhnt, strafen eben diese postum. Aber alles der Reihe nach.

Das 13. Welttreffen der 2CV Freunde begann eigentlich fünf Tage zu früh im Hafen von Venedig. Wo man hinblickte, Enten, und zwar größtenteils derart, denen man ihre bunte Geschichte auch ansah. Ausgelassene Stimmung, laute Musik, pfeifende und schreiende Einweiser des Fährschiffs. Der Biervorrat der Poolbar am Schiff war nach drei Stunden erst einmal erschöpft. Besorgte Schiffsangestellte sammelten bald die Rettungsringe ein und die Versuche betreffend der Schwimmfähigkeit von Plastiksesseln fanden bald ein jähes Ende, sie waren aufgebraucht. So wurde dann noch ins Schutznetz des leeren Swimmingpools geköpfelt, die Disco leer gespielt und als die Letzten sich irgendwo zwischen Vip-Lounge und Cafeteria in ihren Schlafsack einrollten, suchten die Ersten bereits wieder (vergebens) den Bäcker.
Szenenwechsel. An eine Vorinformation auf dem Schiff glaubt sowieso von Anfang an niemand, doch als die etwa 300, aus dem Bauch der Fähre herausquillenden Enten, den Hafen von Igumenitsa in einen riesigen Parkplatz verwandelten, wurde es spannend. Wutschnaubende, entnervte Hafenpolizisten versuchten entspannten, orientierungslosen Entenfahrern Befehle zu erteilen.
Die Verstopfung nahm zu. Irgendwann, der Platz des Pre-Meetings war ja nur drei Kilometer entfernt, bewegten sie sich doch und so fügte sich die riesige Anzahl herumirrender 2CVs dann doch irgendwie zu einer beeindruckenden Lichterkette auf der Straße nach Drepanos Beach zusammen. Die erste Nacht in Griechenland wurde noch ausgiebig begossen, auch das “je weniger Leute noch wach sind – desto lauter wird’s”- Phänomen wurde wieder gehört, zumal aber  die griechische Lethargie sehr ansteckend war, fiel das immer nur auf jene zurück, die um zehn Uhr frühmorgens schon wieder mit Sack und Pack verschwunden waren.
Die nächste Etappe führte uns Richtung Meteora. Auf dem Weg immer wieder 2CV Konvois deren Fahrer es oft den griechischen Ziegen gleich taten und mitten auf der Straße starrend stehenblieben. Der Katharrapaß war für unsere schweizerisch – österreichische Fahrgemeinschaft keine echte Herausforderung, der Campingplatz begrüßte uns mit dem Schild “2CV – here”, und es sah wieder ganz nach einem Pre-Meeting aus. Ein Tag Kultur in den, wiederum von 2CVern übervölkerten Meteoraklöstern und schwupps wars Dienstag.
Wir hatten jetzt schon seit fünf Tagen Welttreffenstimmung, verließen den ohnedies leergefegten Campingplatz “Meteora Garden”, und reihten uns in die endlose Entenkarawane nach Scotina beach ein. Noch schnell das Nötigste in einem zutiefst französischen Supermarkt eingekauft, getankt, und da standen wir auch schon in der Schlange vor dem Eingang zum Welttreffen.
Aufgrund der letzten Tage war dieser leider gar nix besonderes mehr, dafür gings aber schnell. Lediglich einem nur griechisch sprechenden “Portier” zu erklären, warum man die Anmeldenummer 4 hatte, war aufregend neu. Beim Einfahren dann die erste große Ent-äuschung. Wo waren all die vielen Enten hinverschwunden? Der Platz hatte leicht die dreifache Kapazität der tatsächlichen Teilnehmerzahl, und ob der vielen Büsche und Bäume sah man weit mehr Grün, als bunte Enten.
Das Programm gönnte uns eine Pause bis Mittwoch, besser gesagt, die Organisatoren gönnten sich diese. Denn fertig wirkte eigentlich noch nichts. Dieser Eindruck des Provisorischen sollte uns aber das ganze Welttreffen lang erhalten bleiben. Griechisch eben.
Das Gelände war teilweise gerodet, jedoch fehlten den Griechen scheints die wenigen holländischen Enten, welche auf deren Video vom letzten Welttreffen Unmengen riesiger Baumstämmen wegschleppten. Griechische Enten stehen da lieber in der Sonne und trinken Frappé.
Die Duschen und WCs waren bunt bemalt, von sehr sauber bis hoffnungslos überschwemmt. Stichwort Venedig. Abendessen bestand aus Gyros und Souvlaki, auch das sollte sich, ob der für griechische Verhältnisse kuriosen Öffnungszeiten der Selfserviceabspeisung, nicht mehr ändern. In diesem Punkt gab man sich europäisch. Bierzapfhähne waren derer drei. Ausgeschenkt wurde wahlweise in kleineren oder größeren Bechern, mit viel oder wenig Schaum, nur der Preis (2 CouPony) und die Warteschlange blieb konstant. Ein CouPony war 250 Drachmen wert, dadurch war Essen und Trinken je nach Laune der Thekenbedienung sehr billig bis preiswert. Die Fanshopartikel hatten beweglichere Preise als die Flohmarktwaren, der wiederum (erwartungsgemäß) nicht mit dem holländischen zu vergleichen war. Trubel war da meist nur beim Austria – Zelt, was zum größten Teil Big Alex (Briefei) zu verdanken war. Sein Lockruf (ein australisch akzentuiertes, in die Länge gezogenes “Haiiiiiiiiiiiiiiii....”)  alleine brachte und mindestens die Hälfte aller Voreinschreibungen. Womit wir programmgemäß schon voll in den Mittwoch eingetaucht wären.

Am Tagesprogramm stand ein griechischer Kochkurs, der neben dem erstmal unkoordiniert hüpfenden Tanzkurs griechischen Salat zubereitete bis Samstag änderte sich dieses Bild kaum, außer daß dann alle gemeinsam rhythmisch und harmonisch Tzaziki kochten. Die 2CV Maniacs, das lokale Welttreffenradio, war bald von einigen anderen DJ`s geentert, Musik von New York bis Wien war dann “on air”.
Die Eröffnung. Da stiegen doch glatt Zeus und Poseidon vom Olymp herab, um uns 2Cvern nicht nur das beste Wetter, nein, sondern das beste 2CV Welttreffen des Jahrhunderts zu garantieren. Soviel Überheblichkeit mußte dann wohl gezügelt werden, nur traute sich zu diesem Zeitpunkt noch keiner daran zu denken. Das restliche Programm des abends war dann das eines qualitativ hochwertigen Rockfestivals und auch dies blieb bis Sonntag gleich. Die Wandergitarre gehört in Griechenland wohl nicht zu den zehn wichtigsten Dingen in der Ente.
Die Siegerehrungen verliefen alsbald auch unspektakulär (gleich manchen Spielen), Olaf Streutker – Holland, Thomas Wibmer – Austria, und einige Griechen teilten die Throphäen unter sich auf. Erfrischende Ausnahme war lediglich das Seilziehen, da gewannen nach erbitterten Kämpfen sowohl Österreichs Damen, wie auch die Herren. Bravo!
Der Donnerstag begann sonnig, wie versprochen. Erste schwarze Gewitterwolken brachten gegen Mittag eine erfrischende Abkühlung, doch bald wurde es Hollarei-artig. Sonnensegel wurden zu Regenschirmen, Cabrios zu Aquarien, das Programm fiel zur Gänze ins Wasser und die Augen jedes Hollareiveranstalters begannen zu leuchten.
We don`t have a big tent – we don`t need.
Wassermassen entleerten sich plätschernd auf die Souvlakigriller, Bierbecher, leer wie voll, schwammen im Morast, und das Motto: “Sea, sun and fun” spiegelte sich in den Regenlacken vor der provisorisch abgedeckten Hauptbühne wider.
Der Freitag ließ wenig Hoffnung auf Besserung zu, energisch wurde an provisorischen Planen gearbeitet, die aber meist nur das Wasser sammelten und ihren Inhalt auf einmal in die Teller der darunter essenden Treffenteilnehmer entleerten. Der Flohmarkt reduzierte sich schnell auf zwei Stände, einer davon....., genau. Das Zelt der waterprooved Austrians.
We have a big tent, we know we need.
Als sich zur abendlichen Präsentation unseres Werbefilms die Wolken  lichteten, Sigi die letzten Regengötter auspeitschte und Manus Worte: “Is it hot in Greece?” nur unter den taubstummen im Publikum ein Lächeln hervorriefen, war klar: Nichts ist besser als eine verpatzte, nein sagen wir “stille” Generalprobe. Auf jeden Fall dominierten an diesem Abend die rot-weiß-roten Crew T-Shirts über die dunkelblauen Organisations T-Shirts von Strintzies lines.  Die, je länger das Treffen dauerte, auch zu begehrten Tauschobjekten wurden. Danach haben wir, in gut österreichischer Manier, selbszufrieden gefeiert. Recht so.

Am Samstag trauten wir uns wieder das Auto ohne Regenjacke und Schirm zu verlassen, Alex schallte unvermindert sein sympatisches “Haiiiiiiiii, would you like to come to Austria 2001.....” über den Flohmarkt, die Schnäppchen waren aber längst gejagt. Neben dem Flohmarktgelände fanden sich gegen Mittag die Schönsten der Schönen, zumindest nach Meinung ihrer Besitzer, zum Beauty-Contest ein. Highlights waren: eine Sattelaufleger Acady, wenige original restaurierte Aks, AZUs und Enten  (vornehmlich aus Italien und Frankreich) sowie drei holländische Meharis. Drei französische Enten mit Geschichte, sie machten den Eindruck gerade einem Schrottplatz entkommen zu sein, stahlen so mancher aufgedonnerten Crossente die Show. Man kommt eben auch mit einem Vorderreifen, der eher eckig als rund läuft nach Scotina. Abends wurde für alle Teilnehmer völlig überraschend verkündet, daß Italien, als einziger Bewerber, das 15. Welttreffen der 2CV Freunde veranstalten wird.
Am Sonntag gabs einen Konvoi nach Saloniki, den, ob der frühen Startzeit (zehn Uhr), die meisten versäumten. Retsina ist kein wirksames Mittel gegen Lethargie. Die abendliche Schlußveranstaltung drohte wieder ins Wasser zu fallen, doch Zeus hatte diesrmal Erbarmen. Nachgereichte griechische Leckereien versüßten uns den bitteren Nachgeschmack zu vieler leerer Versprechungen. Ein finales Gyros, ein Schluck Retsina, so ging auch der letzte Abend vorbei.
Am Montag verteilten sich dann etwa 1500 Enten auf diverse Raids und Campingplätze in ganz Griechenland. Vornehmlich in kleinen, intimen Gruppen, schließlich hatten wir nun schon seit 12 Tagen Welttreffen.
Schlußendlich trafen sich dann auch fast alle wieder eineinhalb Wochen später in Patras, die Stimmung war, angesichts Gü`s bester Informationen über die heimische Wettersituation, gedämpft. Die Stühle waren diesmal angeschraubt, der Biervorrat hielt aus, und nächtlicher Regen trieb wiedereinmal alle zu ihren obligaten Schlafplätzen in Selfeservice, Bar, oder vor dem Dutyfree shop. Regen begrüßte uns dann auch im venezianischen Hafen, noch einmal anstellen,  stempeln, nicht, und dann doch dreimal kontrolliert werden, noch einmal “ella, opa, stop” zwischen schrillem Driller-gepeife und das gute Gefühl ent-lich wieder zuhause zu sein.
Das beste Welttreffen des Jahrhunderts war`s wohl nicht, obwohl der Veranstalter mit einem Gewinn ausstieg. Den wir, sollten wir 2001 ähnlich kalkulieren, doch eher in ein “big tent” und eine etwas liebevollere Atmosphäre investieren könnten. Denn das 13. Internationale Worldmeeting of 2CV friends in Scotina Beach war, rückwirkend betrachtet, nur das, was seine Teilnehmer daraus machten.
 

Stefan

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