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C'est l' Afrique?
Wann und wie die Idee entstanden ist, weiß ich nicht mehr, aber über Weihnachten / Neujahr 1993 stand Algerien auf dem Zeitplan. Gerd, ein Freund, fuhr mit seiner Honda Dominator 500, Regine und ich mit der blauen Ente namens Lilly, bereits afrikaerpropt
in Ägypten.
Voll ausgerüstet starteten wir am 17. 12. 1992 Richtung Genua, das wir nach einer Nachtfahrt um 10 Uhr erreichten. Unser Gespann wurde hier teilweise bewundert, aber doch viel öfter belächelt. Bereits einen Tag später erreichen wir Tunis und fuhren weiter
Richtung tunesisch-algerische Grenze in El Oued. Während wir am Grenzübergang auf die Abfertigung warteten, konnten wir letzte Informationen über unsere geplante Route Tunis - El Oued - Touggourt - Hassi Messaoud - In Amenas - Illizi - Djanet - Ghardaia un
d zurück nach Tunis einholen. Eine Schweizer Dyane fuhr gerade heimwärts von obiger Route und warnte uns vor der Strecke Illizi - Djanet. Endlich in Algerien statteten wir dem Citroën-Denkmal in Touggourt noch einen kurzen Besuch ab, bevor wir südwärts in
die Wüste abbogen.
Die Weite ist für uns Alpenländer einfach unvorstellbar. Auch die
Vorstellung, die Wüste sei eintönig und langweilig stimmt nicht. Riesige
Sandgebiete mit phantastischen Dünen, gefolgt von steinigen Gegenden, Felsabbrüche
an den Rändern riesiger Ebenen - w ir waren einfach gefangen von der für
uns doch neuen Landschaft. Die Straße war asphaltiert, trotzdem mußte
man auf die Schlaglöcher aufpassen, die manchmal groß genug waren,
Lilly einfach verschwinden zu lassen. Hie und da kamen uns Autos entgegen, wobei
die riesigen LKW´s, die bis zu 120 Tonnen (!) transportieren,
bereits von weitem auszumachen waren. Die Leute waren immer freundlich, lächelten
und winkten. Ganz besonders erheitert waren die LKW-Fahrer ob unseres seltsamen
Gespannes hier in der Wüste.
Auch ein Nachtlager zu finden war nicht immer einfach, da die Geländegängigkeit der Ente, besonders in weichem Sand, doch begrenzt war. Aber wenn ein Lagerfeuer brennt und Wärme abgibt sind so manche Mühen vergessen, ganz besonders am Weihnachtsabend in ei
ner Mondlandschaft mitten in der Sahara, bei Temperaturen um 0° C.
So verflog die erste Woche und am 8. Tag nach Tunis erreichten wir Illizi. Vor uns lag eine 450 km lange Piste nach Djanet und so bunkerten wir ca. 130 l Sprit und 60 l Wasser, den Großteil davon schleppte Lilly. Frohen Mutes ging es auf die Piste. Nach ca
. 15 km hatte sich ein Stein in der rechten hinteren Bremstrommel festgesetzt, aber nach kurzer Reparatur ging es weiter südwärts. Nicht umsonst hatten uns die Schweizer vor dem Plateau du Fadnoun gewarnt. Mit 5 - 15 km/h kämpften wir uns unseren Weg durch
s Gelände, Lilly immer hinter Gerd und dem Motorrad nach. Die Lenkung war mittlerweile etwas schwergängig, vermutlich durch das zusätzliche Gewicht und die schlechte Straße.
Nach 80 km Piste erreichten wir einen Talkessel, durchströmt von einem
Wadi und schlugen unser Nachtlager auf. Nachdem die Ente ausgeräumt war
und das Nachtmahl am Feuer stand, widmeten wir uns der Ente und ihrer Lenkung.
Meine schlimmste Befürchtung bestä tigte sich: Knick im Rahmen, trotz
aufgeschweißter Verstärkung. Zwangsläufig beschlossen wir nach
Illizi zurückzufahren - wie auch immer. Doch Glück im Unglück:
In der Nähe lagerten Tuareg mit einem leeren LKW und nach einigem Verhandeln
erklärten sie sich bereit, Lilly nach Illizi zurückzubringen.
Nach einem Höllenritt am nächsten Tag erreichten wir abends die Ortschaft
und quartierten uns in der Jugendherberge ein.
Am Nächsten Tag fuhren wir zu einer Werkstätte mit Schweißgerät - allerdings mit Problemen, denn eine um 90°-Kurve zu fahren mußten wir 4 mal reversieren. In der Werkstätte zeigte sich der ganze Schaden: Rahmen an 4 Stellen geknickt, Lenkungsgetriebe, Aufh
ängung der Schwingarme und Getriebe in bzw. durch die Spritzwand geschlagen.
Ein Tag schweißen, hämmern und schrauben machten Lilly zwar wieder fahr- aber nicht unbedingt TÜV-tauglich, auch an ein Geländefahren war nicht zu denken und so beschlossen wir uns ein bißchen in Nordalgerien auszuruhen. Also alles retour! In Ouargla begrü
ßten wir das neue Jahr, in Ghardaia bummelten wir durch die engen Gassen zur Moschee hinauf und schauten am großen Marktplatz den Händlern bei ihren Geschäften zu. Durch das Vorgebirge des Atlas begleitete uns Regen und naßkalter Wind. In Constantine schn
eite es dann 2 Tage später, mit 10 cm Neuschnee und Nebel machen Stadtbummel keinen Spaß, aber das Motorradfahren auch nicht - also weiter über Annaba und El Kala zur algerisch-tunesischen Grenze. In Tunesien stand noch der nördlichste Punkt Afrikas - das
Cap Blanc - ebenso auf dem Besichtigungsplan wie die weißen Häuser mit den blauen, reich verzierten mit Nägeln beschlagenen Türen von Sidi Bou Said oder die Ausgrabungen von Karthago auf dem Programm. Bevor wir am 6. 1. 1993 die Fähre nach Europa bestiegen
, bummelten wir natürlich noch durch den Souk von Tunis. Nach 3 Wochen, vielen Erlebnissen und ca. 4500 km hieß es dann Abschied nehmen von Afrika.
Mittlerweile ist einige Zeit vergangen und Lilly harrt ihrer Wiederherstellung,
denn eine neue Afrikareise ist in Planung, wenn auch der Termin noch nicht feststeht.
Ein großes Dankeschön zum Schluß möchte ich noch unseren
Sponsoren ausdrücken, die uns gro ßzügig unterstützt haben
und allen anderen, die diese Reise durch ihre Hilfe sowohl beim Umbau von Lilly,
als auch beim Zusammenstellen der Ausrüstung und durch ihr Wissen um Afrika
zu einem Erfolg, wenn auch nicht im geplanten Sinne, haben werden lassen.
In diesem Sinne Salaam und auf ein Wiedersehen in Afrika!
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