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Abt.: In offizieller Mission
Der Döschwo-CX
oder
Convoy in einem Auto
Es gibt ja zwei Arten, der momentanen Witterung zu begegnen. Die eine ist
das völlige Zurückziehen und beim Blick aus dem Fenster festzustellen,
daß es ohnehin das Beste sei, sich umzudrehen und weiterzuschlafen. Die
zweite ist, dennoch zu fahren.
EMail ist eine Art der Kommunikation, die aus unserer heutigen Welt kaum
mehr wegzudenken ist, sogar in unseren (technologisch) oft ziemlich reaktionären
Kreisen. Und so kam es, daß sich eines Morgens in meinem elektrischen
Postkastl eine Einladung zu einem Konzert einer welt(un-)bekannten Band fand,
bei der Alain (wir kennen ihn bereits aus dem Rötgesbüttel-Artikel)
die Tasten des Keyboards massiert. Der Name der Band lautet, wie könnte
es für einen 2cv-Fahrer, der stets mit der Rostproblematik zu kämpfen
hat, auch anders sein: oXYdation (diesen Namen gut merken, hoffentlich
begegnet er Euch nocheinmal!). "Wir spielen Stones, Dylan, Steppenwolf, usw."
hieß es da noch in der Einladung.
Und es ging ziemlich schnell, daß aufeinmal weitere drei Leute auf
ein Wochenende nach, grob gesagt, Antwerpen fahren wollten. Der fleißige
Scheibenabschneider Herr M. aus W. war, entgegen anderslautenden Gerüchten
von Arne, weder informiert, noch bereit für ein derartiges Vorhaben, ich
habe keinen GSA mehr und Arne's CXen sind auch nicht durchgehend fahrbereit,
angemeldet und verfügen über ein gültiges Pickerl. Ich habe
zwar einen Nachbarn, der sich als glücklicher Besitzer eines achtsitzigen
CX schätzt, die beiden werden aber dennoch nicht dorthin fahren wollen.
Eine Woche vor dem großen Event war noch immer kein Transportmittel für
uns vier fixiert, und irgendwie wollte ich mir nicht selbst vorwerfen müssen,
etwas unversucht gelassen zu haben: Ja, ich habe am Samstagabend, glücklicherweise
war dieser schon ein paar Biere alt, da ist die Enttäuschung dann nicht
so groß, O'Hase ganz einfach nach seinen Vorhaben für das nächste
Wochenende gefragt, dann von den mein/unsrigen erzählt und - er war
begeistert!
Natürlich würde man die Distanz auch zwischen Freitagabend und
Sonntagabend schaffen, doch wir sind Gleiter, und derartige Aberwitze stellen
immer ein klein wenig Urlaub dar, weshalb unsere Chefitäten freitags und
montags ohne uns auskommen mußten. Meine persönliche Zeitvorstellung,
die ich auch an Alain weitergab, beinhaltete ein Wegfahren am mittleren Vormittag,
demnach eine Ankunft am mittleren Abend. Letztendlich verließen wir dann
doch um 14:30 Uhr den Interspar in Wels (die Ankunft am mittleren Abend war
somit nicht mehr unbedingt gesichert), vollgepackt mit Verpflegung, fünf
Leuten und zwei mitreisenden Schaumgummi-Matratzen, die sich ebenfalls auf
eineinhalb Sitzplätzen behaupteten, und die wir im Schadensfall sicher
als Zeugen hätten angeben können. Die Dieselmenge reichte genau bis
Geiselwind, wo wir unser Eldorado für Trucker-Kitsch und sonstigen Unsinn
fanden (LKW-Lämpchen in allen nur erdenklichen Facetten
und Variationen, CB-Funk-Zubehör der möglichen (also
erlaubten) und unmöglichen (schon
weniger) Art), alles in Toni's Truckstop, wo
bekanntlich alljährlich ein Treffen stattfindet.
Die von Alain gefaxte Wegbeschreibung bezog sich auf eine Anfahrt aus Frankreich.
Dies wäre zwar schön gewesen, war aber terminlich nicht vereinbar,
die Wegbeschreibung mit unserer tatsächlich gefahrenen Route jedoch auch
nicht so ganz, weshalb wir mitternächtlich trabantartig um St.-Katelijnen-de-Weaver
kreisten. Ein letztes Mal wollten wir, dann doch im Stadtzentrum, noch Einheimische
fragen, doch ein beim Zeigen der Adresse schwungvoll in den CX geschmissenes
"Nein, das gibt's da nicht!" zermürbte uns wieder, bis - ein ziemlich
abgehetzter, bärtiger Brillenträger durch die Vordertür hechtete
und "Hallo!" rief. Lisbeth, Alain, Barry (der Brite, der das zweite einladungsmäßige
EMail bekam) und seine Frau saßen nämlich in der Kneipe um die Ecke,
und "Ein roter CX mit silbernem Kotflügel muß ein 2cv-Fahrer
sein, ein Döschwo-CX also!" meinte er auf die Frage, wie er darauf
kam, uns zu Fuß zu verfolgen.
Belgien ist ja nicht nur die Geburtsstätte der Pommes Frittes, der
herrlichen Waffeln und der beleuchteten Autobahnen, auch in der Braukunst ist
dieses Land bemerkenswert: Wir haben untergärige Märzenbiere, dort
gibt's Fruchtsorten wie Kirsche, Himbeere, usw. Vor sieben Monaten war ich
irgendwie noch nicht reif dafür, vor vier ebenfalls nicht, doch nun würde
ich sogar fast sagen, daß mir soetwas schmeckt. Alternativen dazu sind
ale-ähnliche Säfte, dunkel und obergärig, die der Angelsachse
nicht hätte besser machen können. Am Ende dieses ersten Abends der
Reise wurde es zwar noch nicht hell, das lag aber lediglich an der Jahreszeit,
vor einem halben Jahr um jene Zeit hätten einige bereits die Sonnenbrillen
aufgesetzt und andere den sich anbahnenden Sonnenbrand beklagt.
Supermärkte sind ein Kulturspiegel des Landes, in dem sie aufgebaut
sind, und die belgische Kultur dürfte momentan ziemlich hoch sein: Gratis-Bierverkostung
(das herrliche Dunkle, und zusätzlich für zwei Tragerl im Wagerl
einen wunderschönen Schwenker mit dem entsprechenden Brauerei-Aufdruck),
Kokos-Babyspeck in Schokohülle (wer Derartiges produziert, kann einfach
kein schlechter Mensch sein, außerdem zählen Marsh-Mellows sicher
zu den haltbarsten Speisen der Welt, da sie einfach unverrottbar und damit
sicherlich ideal für den eigenen Schutzkeller daheim geeignet sind (also beim nächsten Einkauf daran denken!)), Waffeln in
Packerln und Sackerln, einfach herrlich!
Nun braucht ihr aber nicht denken, daß wir all diese Strapazen aus
reinem Gaudium auf uns genommen haben, gar um unseren Abartigkeiten zu frönen,
wir waren, wie bereits eingangs erwähnt, in offizieller Mission, die wir
uns selbst auferlegt hatten, unterwegs. Die Überlegung war jene, schön
langsam mit dem Abdecken des Unterhaltungsteils "unseres" Welttreffens zu beginnen,
und oXYdation würde musik-geschmacklich sicherlich ganz gut aufgenommen
werden, was sich dann auch in den folgenden Stunden des samstäglichen
Abends durchaus manifestierte. Das "usw." der Einladung schlug sich dann beispielsweise
in U2 (nein, nicht "Where the streets have no name"!), Black Sabbath
und Iggy Pop nieder, und auch selbstgeschriebene Nummern (nicht Ziffern,
für die ganz Schlauen unter den geneigten Lesern, sondern Songs!) wurden
präsentiert! Die Verhandlungen für die mögliche(n) Darbietung(en)
in vier Jahren wurden von Alain glänzend inszeniert, also für freien
Eintritt (ist doch logisch, oder?) ins Gelände für die insgesamt
fünf Bandmitglieder mit Familie wären sie bereit, Teile des Programms
zu bestreiten. (Ist das nun ein Diskussionspunkt unter dem Aufhänger "Allfälliges"
bei einer der sicherlich noch zahlreichen Zusammenkünfte des Vereins?)
Beim Ausklang des sonntäglichen Frühstücks, so gegen 1/2
4 nachmittags, fragte Alain zart, ob wir denn keine Uhrzeit haben. Natürlich
hatten wir eine, so wie jeder andere auch, allerdings ist diese bei uns relativ
knapp, denn wir mußten noch "Verpflichtungen" in Brüssel
wahrnehmen, da abgesehen vom Verzehr der letzten frischen Fritten und Waffeln
für befürchtenswerterweise längere Zeit auch noch Tine ein Besuch
abzustatten war, die sich auf Schulungsreise befand.
Der nächste Fixpunkt der Reise war am Montag um spätestens 7:30
Uhr Helga für den Medical Check im Frusthansa-Center des Frankfurter
Flughafens abzusetzen. Bis dahin war jedoch soviel Zeit, daß wir sogar
kurz vor dem Ziel noch eine Schlafpause einlegen konnten: Vordersitze umgelegt,
Matratzen ausgerollt, Mitfahrer eingeschlichtet, fertig war die Sardinen-Dose
(nicht ganz eigentlich, denn konkret waren wir drei Sardinen
und eine Sabine auf dem Schaumgummi, Arne hatte sich auf der
hintersten Kinderbank quer verlustiert), doch das Erholungserlebnis war nicht
eines der bemerkenswertesten.
Der Cit-Händler in Regensburg hat O'Hase noch seine letzten Zwangsentlüftungen
für die Ente (wir benannten diese Dinge bislang völlig untechnisch
nach ihrer eigentlichen Tätigkeit, nämlich "Fensteraussteller") sowie
die ebenfalls letzte CX-Motoraufhängung verkauft und der Pizzabäcker
in Wels uns wiederum die beste Gemüseflade seit 1970.
Es war wieder ein nach eigener Kraft (oder Arbeitseinteilung) verlängertes
Wochenende mit vielen Kilometern, wovon ich keine Minute missen möchte,
obgleich ich einige einfach verschlafen habe. Ich bin ja kein so guter Beifahrer
in dem Sinn.
behauptet schon wieder dieser
at gmx.at>
SLOTEN
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