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Author: Axel Polanschütz
2.1 Der Lebenslauf von André Citroën
Am 1. Oktober 1885 wurde André Citroen im Lycée
Condorcet eingeschult. Bei der Registrierung in der Schule wurde der Familienname
Citroen erstmals mit dem Trema, also Citroën, geschrieben.
Diese Schreibweise übernahm die gesamte Familie, nicht nur André
Citroën.
Zu dieser Zeit machte André Citroën im Gymnasium auch seine
erste Begegnung mit Louis Renault, welcher später zu seinem stärksten
Konkurrenten werden sollte.
Sein Leben ist mit dem von Louis Renault vergleichbar, welcher ebenfalls
Pariser war. Im selben Alter, ebenfalls in der Schule Condorcet ausgebildet
und Besitzer einiger Fabriken nahe denen von Javel. Ein Duo, welches sich gegenüber
der Konkurrenz aus der Provinz, Marius Berliet und den Brüdern Peugeot,
erfolgreich behauptete. Alle sind Söhne von Unternehmern, die Brüder
Peugeot kommen aus der Mechaniker Branche, Renault und Berliet aus dem Textil-Bereich
und Citroëns Vater war im Diamanten- und Edelsteingeschäft erfolgreich
tätig.
Im Jahr 1898 bestand André Citroën die Aufnahmsprüfung
zur Ecole Polytechnique, welche er am 13. Oktober 1898 erstmals besuchte.
Noch während er diese Schule besuchte, verstarb auch seine Mutter am 25.
Mai 1899.
Vermutlich auch durch diesen Schicksalsschlag bedingt, belegte André
Citroën bei der Abschlußprüfung im Juli 1900 lediglich den 162.
Platz, was ihm jegliche Chance auf einen Beamten-Posten verschloß.
Im April 1900 besuchte er seine Schwester, welche in Polen verheiratet
war. Dort lernte er dank seines Schwagers in Glowno, ca. 100 km südwestlich
von Warschau, einen kleinen Industriebetrieb kennen. Dieser war auf die Herstellung
von winkelverzahnten Zahnrädern aus Metall spezialisiert, welche üblicherweise
aus Holz gefertigt wurden. André Citroën gelang es, dieses Patent
zu erwerben.
Bevor er an die Nutzung dieses Papiers dachte, absolvierte
er nach Beendigung der Ecole Polytechnique seinen Militätdienst in Le Mans
als Leutnant des 31. Artillerieregiments, 4. Brigade, 8. Division des 4. Armeekorps.
Nach Beedigung des Militärdienstes begann er mit der
erfolgreichen Nutzung des erworbenen Patentes und der Fabrikation von Zahnrädern.
Im Jahr 1907 machte André Citroën seine ersten
Erfahrungen mit der Automobil-Branche. Er erarbeitete auf Wunsch eines Verwandten
Paul Haarbleicher einen Plan zur Rettung der Mors-Automobilwerke und wurde schließlich
sogar im Februar 1908 zum Generaldirektor von Mors ernannt.
Am 26. Mai 1914 ehelichte André Citroën Giorgina
Bingen. Sie unterzeichneten einen Ehevertrag, in welchem der eheliche Güterstand
der Erwerbsgemeinschaft mit einer teilweisen Klausel der Gütertrennung
und einer Verwendungsauflage der Mitgift vorgesehen war. Die Mitgift der Ehefrau
wurde aus der ehelichen Gütergemeinschaft ausgeklammert.
Alle drei Citroën Brüder kamen im am 28. Juli
1914 ausgebrochenen 1. Weltkrieg an die Front. André Citroën und
sein Bruder Hugues wurden zum 2. Regiment der schweren Artillerie eingezogen.
Dieses Regiment wurde am 1. Juli 1914 aus verschiedenen Einheiten gebildet,
unter denen sich das 31. Artillerieregiment von Le Mans befand, die Einheit
von André Citroën. Es wurde im Oktober 1915 aufgelöst, um zusammen
mit dem 4. Schweren Artillerieregiment das 82. Regiment der Schweren Artillerie
mit Traktoren zu bilden.
Bernard Citroën, der bei der Musterung abgewiesen
wurde, bewarb sich als Freiwilliger zu einer Kampfeinheit. Er kam schließlich
zum 51. Infanterieregiment in Montmédy. Am 9. Oktober 1914 fiel Bernard
Citroën in der Nähe von Servon. Bernard Citroën wurde posthum
mit der Militärmedaille ausgezeichnet, dem Kriegskreuz mit Palmen. André
Citroën ließ später im Wald von Servon einen Gedenkstein errichten,
der noch heute erhalten ist.
Da der Krieg in Frankreich sehr schnell zu einem reinen
Stellungskrieg wurde und Munitionsmangel herrschte, bemühte sich die Militärspitze
vorerst alleine und später gemeinsam mit den dafür geeigneten Industriesparten,
die Rüstungsindustrie auszubauen. Hier konnte sich auch André Citroën
engagieren und bot den Militärs an, eine Granaten-Fabrik zu errichten,
die täglich 10.000 Granaten erzeugen würde. Am 15. Juni 1915 war es
schließlich soweit, die Granatenfabrikation in Paris begann, im August
des Jahres belief sich die Tagesproduktion bereits auf 1.500 Stück.
Am 11. September 1915 wurde die erste Tochter des Ehepaares
Citroën geboren, Jacqueline. Zwei Jahre später wurde der erste Sohn
Bernard, im Jahr 1919 Maxime und im Jahr 1925 Solange geboren. Solange wurde
allerdings nur wenige Wochen alt.
1918 wird bereits intensiv über die zivile Nutzung
des Arreals am Seine Ufer nachgedacht. Da André Citroën bereits
sehr gute Erfahrungen mit der Automobilwirtschaft machte, fiel die Entscheidung
auf die Produktion von Automobilen.
Citroën konnte durch geschickten Einsatz neuer Technologien
seine Produkte am Markt behaupten und avancierte zu einem der bedeutendsten
Automobilhersteller Europas.
1924 schließlich wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft
umgewandelt, an der André Citroën einen überwiegenden Anteil
des Kapitals hielt.
Im Verlauf der Weltwirtschaftskrise fiel die weltweite
Prokution von Citroën-Kraftwagen von 102.891 im Jahr 1929 auf 48.007 in
1932. Citroën Deutschland in Köln (zu hundert Prozent in Besitz der
französischen Mutterfirma) mußte sogar einmal die Produktion aufgrund
von Absatzproblemen stoppen.
Wegen hoher Schulden, verursacht durch die Weltwirtschaftskrise,
aber auch die etwas übertriebene Entwicklung eines neuen Wagens, waren
im Jahr 1934 die finanziellen Probleme nicht mehr abwendbar, und André
Citroën mußte am 15. 12. 1934 den finanziellen Bankrott erklären.
Am 18. Jänner 1935 wird André Citroën
mit der Diagnose Magenkrebs ins Krankenhaus eingeliefert. Noch einmal kehrte
er nach Hause zurück, wo er sich mit Ettore Bugatti und M. Mathis traf.
Diese boten ihm ihre Fabriken zwecks Fortsetzung seiner Arbeit an. Dazu kam
es jedoch nicht mehr. Am 9. Mai wird André Citroën noch einmal operiert.
Schließlich stirbt André Gustave Citroën am 3. Juli 1935 um
9.00 Uhr.
Zwei Tage später wurde der Sarg von André Citroën vom
Georges Bizet Krankenhaus nach Javel in die Eingangshalle transportiert und
dort aufgebahrt, um den Mitarbeitern und Freunden die Gelegenheit zu bieten,
von ihrem Patron Abschied zu nehmen.
Das Grab von André Citroën, Groß-Offizier der französischen
Ehrenlegion, befindet sich direkt in Paris am Cimetière Montparnasse.
Am 31. Juli 1935 wird ein Vergleich zwischen der Firma
Citroën und ihren Gläubigern endgültig angenommen. Das Unternehmen
konnte durch die Übernahme der Michelins bis heute, inzwischen aber bereits
im PSA-Konzern integriert, als eines der wenigen Automobile herstellenden Unternehmen,
welche den Namen ihres Gründers tragen, weiterbestehen.
vgl. WOLGENSINGER, 1992, S 23
vgl. SCHWEITZER, 1992, S. 21
vgl. WOLGENSINGER, 1992, S. 49
vgl. WOLGENSINGER, 1992, S 77 f
WOLGENSINGER, 1992, S. 79
vgl. WOLGENSINGER, 1992, S. 84
vgl. MIKLOWEIT, 1991, S. 55 u. 168
vgl. SABATÈS, 1994, S. 219 f
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