Author: Axel Polanschütz
9 Schlußbemerkung
André Citroën war weniger ein genialer Konstrukteur
oder Erfinder, wie einige andere Automobilpioniere zu Beginn dieses Jahrhunderts.
Er verstand es vielmehr zukunftsweisende bzw. erfolgversprechende Technologien
und Entwicklungen zu erkennen und diese entsprechend zu nutzen und zu vermarkten.
Ein weiteres Talent von André Citroën war, die richtigen Personen
mit entsprechendem Know How oder Organisationstalent für sein Unternehmen
anzuwerben und diesen für zukunftsweisende Entwicklungen den entsprechenden
Spielraum im Unternehmen zu gewähren.
Nach seinen Anfängen in der metallverarbeitenden Industrie,
konnte er den Ersten Weltkrieg und den daraus resultierenden Munitionsmangel
zu seinen Gunsten nutzen, indem er für den französischen Staat Granaten
in hoher Stückzahl herstellte.
Die damit erzielten Gewinne ermöglichten ihm nach dem Krieg
an der aufstrebenden Automobilproduktion teilzunehmen und zur Motorisierung
Europas beizutragen.
Bis in die frühen 30er Jahre waren es weniger die von Citroën
hergestellten Automobile, welche für Aufsehen sorgten, sondern deren Preis,
Ausstattung und die Einzigartigkeit der Werbung, welche Citroën zu großer
Bekanntheit in der Öffentlichkeit verhalfen. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten
sprachen vor allem die Produktionsmethoden in den Fabriken des Unternehmens
für die Marke Citroën. Citroën nutzte die Erfahrungen welche
Ford mit der Fließbandmontage und hoher Spezialisierung im Autobau machte
und übertrug diese auf europäische Verhältnisse.
Citroën hatte oftmals eine Vorreiterrolle in Europa inne.
Er verhalf den neuen Arbeitsmethoden zum Durchbruch und ließ viele, oft
nur im Prototypenstadium verwendete, technische Neuerungen im Automobilbau in
die Großserienproduktion einfließen, wodurch er in wenigen Jahren
zum größten Autoproduzenten Frankreichs und schließlich Europas
aufsteigen konnte. Dieses vielleicht etwas übertriebene Anklammern an moderne
Technik, verbunden mit hohen Investitionen in die Fabriksanlagen und Technologien,
sowie die nach Europa übergreifende Weltwirtschaftskrise führten schließlich
zum finanziellen Ruin des Unternehmens im Jahr 1934, worauf dieses in die Hände
neuer Mehrheitseigentümer gelangte.
Das Organisationstalent André Citroën ließ
die Kostenseite zu unberücksichtigt und verließ sich praktisch einzig
auf den Erfolg der Produkte. Der neuen, anfangs zweifellos noch etwas konservativen,
Untenehmensleitung gelang es, das Unternehmen zu sanieren und es am Markt zu
etablieren, was auch die Gesamt-Produktionszahlen von 1935 bis 1939 zeigen.
Nachdem man 1945 praktisch bei Null beginnen mußte, konnte
das Unternehmen den Ausstoß kontinuierlich erhöhen. 1974 erfolgte
der Zusammenschluß mit dem bisherigen Konkurrenten Peugeot im PSA-Konzern,
welcher heute mit 1.887.878
erzeugter Automobile an achter Stelle der weltweiten Produktionsstatistik rangiert.
vgl. L`AUTO JOURNAL, 1996, No 443, S. 23
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