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DAS 5 LITER AUTO ODER NICHT DER WEG SONDERN DIE ZEIT IST DAS ZIEL . . . . . . . .
" ....und wann bekommen wir eure schöne Dyane zu sehen ?", fragte mich Arne, als die Abende noch lau und die Wiesen noch grün waren. "Im Herbst, noch vor dem ersten Schnee..." sagte ich, als Foto oder im Modell, vergaß ich zu erwähnen.
Es war September, Sabine kaufte wieder einmal die Gemüseabteilung im Supermarkt leer und ich blätterte im Zeichen des Sparpaketes die Fundgrube durch, als mich hinterhältig eine Anzeige übermannte: "Dyane 6, 1000,-". Im Grunde brauchten wir kein Auto, deswegen wurde sie auch gekauft. Unschuldig gelb (dieses wunderschöne 76iger gelb, laut Arne), optisch ganz schön, unten brauchbar. Die Ersatzteilspenderseifenblase löste sich mit Sabines Worten: " Ist die lieb " in Luft auf. Blub. Unbewußt sollten wir noch nie dagewesene Wirtschaftsdaten den Benzinverbrauch betreffend erreichen .
12 Stunden schweißen am Rahmen, ein Tag für Abheben und Aufsetzen, Service und die hinteren Bremsen, es lief ganz gut. Achsschenkelspiel und grindige Radlager wurden durch neu-gebrauchte Schwingen ersetzt, die Bremsleitungen ereilte dasselbe Schicksal, überholen der vorderen Radbremszylinder, hinter vorgehaltener Hand wurde schon über einen Fertigstellungstermin getuschelt. Zwei Wochenenden später, erfahrungsgemäße Verzögerungstaktik feiger Automobile, die Probefahrt endet mit folgender Diagnose: Putzen und .......ach ja diese klein braune Lacke unter dem linken Hinterrad. Ein Telefonat nach Hörsching (Hochratner Inc.), etwas Routine und Samstagabend waren neue-ungebrauchte Bremsleitungen eingebaut. Sonntag wurde vorschriftsmäßig über die Autobahn abgeschleppt (24 km in null Komma garnix), gleich nachdem herabfallender Putz das Rolldach zerfetzt hatte. Nächsten Sommer wollte ich es sowieso neu bauen und obendrein paßte die blaue Plane weit besser zum sommerlich gelben Auto. Einmal emsig poliert und ab zu: "Ich seh' etwas was du nicht siehst....".
Durchschaut von der Hebebühne durchbohrte der Mechaniker die durchsichtige Bodenplatte beim Kastl hinten wie vorne, dadurch wurde noch ein Wochenende notwendig. Durch und durch zufrieden traten wir dann Sonntags die Heimreise an, wieder in Graz waren die ersten 5 Liter Benzin beinahe aufgebraucht und 100 km geschleppt worden. Gina wurde, um Nerven zu sparen, ganz in der Nähe des durchtriebenen Pickerllieferanten abgestellt, G DYANE 6 oder G GINA 1, wir legten schon unser ganzes Erspartes in einem virtuellen Wunschkennzeichen an.
Gina wurde zum letzten Mal der Peugot (macht froh) 106 der Eltern vorgespannt, Zwei Kreuzungen nur, doch ein schwarzer Mercedes 190 E mit ABS wußte unseren Pickerltermin gekonnt zu verhindern. Somit war die heurige Jagdsaison für eröffnet erklärt. Als ich wieder zu mir kam traf mich ein Blitz aus der Pocketkamera des Oberjägers und so fühlte ich mich auch. Gina versperrte spektakulär zwei Spuren der Kärntnerstrasse, das linke Vorderrad ward flach auf die Straße gequetscht, dazugehöriger Kotflügel hatte unter der Motorhaube Platz genommen. Naben, Halbachse, Achsschenkel und sonstiges Getier hatten sich irgendwo dahinter verkrümelt, den Fußraum füllte die Fahrertüre aus und wir hatten uns ohne zutun einige Meter weiter in Fahrtrichtung des Mercedes begeben, dessen Pilot unermüdlich weiter fotografierte.
Leider wußte ich seine Begeisterung für Gina nicht ganz zu teilen, vorher hatte sie mir wesentlich besser gefallen, und das nicht zuletzt ihrer Mobilität wegen. Seiner Unschuld sicher interessierten ihn auch keine eventuell Verletzten, Schuldlose können bekanntlich keinen Personen schaden, schon gar nicht in so eine eleganten Waffe mit verchromten Stern. Ich kletterte aus der Dyane, stammelte irgendetwas von zu schnell, wurde aber mit den Worten: " Mein lieber Herr, ich kann keineswegs zu schnell gewesen sein, ich habe ja ABS...." abgeschmettert. Schepper.
Schlußendlich war ich aber versehrt. Man hatte zweieinhalb Monate Arbeit bis zur Unkenntlichkeit verbogen, Österreich war einmal mehr von einem dieser stinkenden, unästhetischen, katlosen und veralteten Schrottkübeln befreit. Dem Herrn ohne Gewissen gebührt ein Orden, schließlich geschieht es diesen pseudoalternativen, linksliberalen, neoagilen Umweltsündern schon recht. Dafür ist dem Benz ja auch fast nichts passiert (nicht einmal ein Rahmenknick oder ein verzogenes Häusl).
20 Jahre harter Überlebenskampf in diesem wunderschönen Gelb (und es gibt nicht viele schöne Gelb's - Zitat Arne), stehendes Gaspedal, Trommelbremsen, schwarzer Plastikgrill , gelbes Licht und braune Sitzbezüge, es wurde sowieso schon längst Zeit das diese Art zu Leben von unseren Straße verschwindet. Solche Autos werden ja nicht mehr gebaut, und das ist gut so.
Morgen fahre ich mit der Kreditzusage meiner Bank in der Tasche zu Mercedes Wittwar, kaufe mir einen 190iger E mit ABS und ertränke ihn im Schwarzlteich, obwohl ich nicht glaube das diese Autos eine Seele haben.
gewidmet unserer einzigen Dyane, mit der wir annähernd 5 Liter verfahren durften.
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