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Meine DS-Story!

Wenige Eindrücke aus der Kindheit bleiben auch Jahrzehnte später so präsent, als wären sie gestern passiert. So kann ich mich noch genau erinnern, als mein Vater eines Morgens beim Frühstück verkündete, daß wir ein neues Auto bekämen. "Endlich einen Haifisch" meinte ich; "nein nein, der ist leider viel zu teuer und zu reparaturanfällig....die Hydraulik immer kaputt und keiner kann sie instandsetzen.......es wird ein Ford 20m, aber nächstes mal, wenn wir mit dem Hausbauen fertig sind, dann wird es ein Haifisch werden, Mama will den nämlich auch, weil er so elegant ist......" Dieses Gespräch und der Fordkauf fanden im Herbst des Jahres 1964 statt. Einen Haifisch (gemeint war natürlich eine DS) hat mein Vater jedoch niemals gekauft. Doch mich hat der Gedanke an dieses so extravagante Auto, bei dem die Hydraulik neben dem Federn und Dämfen das Kuppeln, Schalten, Bremsen und Lenken steuert, nie mehr losgelassen. Und etwa zu der Zeit des obigen Frühstückgespräches, welches mir (damals acht Jahre alt) Tränen der Enttäuschung in die Augen trieb, lief eine eine der ersten Pallas überhaupt nämlich eine DS 19 Pallas in Blanc Carrare mit Dach in Gris Argent von den Fließbändern am Quai de Javel in Paris. Gekauft wurde SIE von einem damals ca. 50-jährigen Mann der bei Lyon lebte, dieses Fahrzeug bis in das Jahr 1972 (wenig) fuhr und gottseidank sehr gut pflegte. Erst nach seinem Tod im Jahr 1996 gelangte die Göttin in die Hände von Monsieur Buisson-Debon einem in Fachkreisen bekannten Oldtimer - Sammler.

Im März 1997 entschloß ich mich (ich weiß bis heute nicht warum eigentlich) aus heiterem Himmel, einen "Oldtimer" zu kaufen und es mußte natürlich eine DS sein. Also ging es via Oldtimer-Markt und via Internet auf die Suche.

In Österreich gab es eigentlich kaum etwas Brauchbares, nochdazu wo ich ursprünglich nach einem Baujahr 1956 (=mein Jahrgang) suchte, aber eine so alte DS ist auf der ganzen Welt fast nicht zu bekommen. (Das älteste in Österreich zugelassene D-Modell ist ein Bj. 1957). Lediglich in Norddeutschland wäre eine DS aus Dezember 1956 zum Verkauf gestanden, allerdings wäre diese inklusive der erforderlichen Restaurierung mit DM 40.000,-- weit über meinen finanziellen Möglichkeiten gelegen).

Wirklich helfen konnte (und/oder wollte) mir in Österreich eigentlich niemand, dafür wurden mir gelegentlich mehr oder weniger lebendige DS-Leichen angeboten. Bei deutschen Händlern gab es dies und das aber auch nichts, was mich vom Preis - Leistungsverhältnis überzeugen konnte. Aber ein damals führendes Mitglied des deutschen DS - Clubs und dessen Freund, ein Deutschlehrer, der im Elsaß lebt, boten mir Unterstützung an. In endlosen Telefonaten mit Engelsgeduld und unglaublichem Detailwissen wurde ich von den beiden Herren in die Geheimnisse des D-Modellkaufes einweiht. Und nach mehr als halbjähriger Suche wurde mir die oben erwähnte Göttin zu einem tragbaren Preis von besagtem Monsieur Buisson-Debon angeboten, wobei in den ersten Berichten von "neuwertig" die Rede war. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich allerdings bereits, daß Franzosen unter "neuwertig" etwas völlig anderes verstehen, als wir uns darunter so landläufig vorstellen. Als ich daher im August 1997 aus Paris kommend einen Abstecher zu Monsieur Buisson-Debon nach Lyon machte, fand ich ein Fahrzeug vor, das natürlich alles andere als "neuwertig" war. Aber es war ein äußerst seltenes Modell, stammte es doch wie erwähnt aus der ersten "Pallas"-Serie, was gleichzeitig bedeutete, daß unter der Motorhaube einer der letzten Langhuber werkte, und es noch mit Zentralverschlußfelgen und natürlich auch noch mit roter Hydraulikflüssigkeit ausgestattet war. Die Substanz des Autos und auch die Technik schien mir nichtzuletzt aufgrund der geringen Laufleistung von nur 76.400km (!) allerdings wirklich sehr gut, vor allem das Interieur war nahezu perfekt. Klar war natürlich, daß eine Neulackierung und eine Überholung der Technik anstanden. Aber hier hatte ich in meinen beiden Freunden im Elsaß wirklich kongeniale Helfer gefunden. Nachdem ich das Fahrzeug gekauft hatte wurde es nach Strasbourg in die Garage du Chateau zu Monsieur Roger de Prati transportiert, der weithin als einer der besten DS-Spezialisten bekannt ist. Hier wurden sodann sämtliche Arbeiten innerhalb von vier Monaten durchgeführt, wobei meine beiden DS Freunde, die Arbeiten überwachten und die erforderlichen Ersatzteile wie vier Scheinwerfereinsätze, Auspuff, zwei neue Reifen, eine Hydraulikpumpe sowie einen Kupplungskorrektor für die Halbautomatik zu sehr günstigen Preisen organisierten. Dazu muß man wissen, daß die Ersatzteilsituation für ältere D-Modelle teilweise schon recht problematisch ist. Es gibt auch in Deutschland nur wenige Spezialisten, die noch gut sortiert sind.

Und dann war da noch das Problem mit der Hitze im Sommer. Wegen der bekannten Rostanfälligkeit fährt man eine DS nämlich besser nur in diesem und hier auch lieber nicht bei Regen, selbst wenn sie sich noch absolut alltagstauglich anfühlt. Nach einem längeren Telefonat mit Michael Cox vom Citroen Quaterly in Boston wußte ich, daß es für mein Modell in den USA bereits Mitte der Sechziger-Jahre Klimaanlagen gab, etwas, was ich als hitzeempfindlicher Mensch natürlich unbedingt haben mußte.........Also ging es via Internet wieder auf die Suche nach Kontakten. Tatsächlich hatte man im DS-Club Bologna eine restaurierbare und vor allem originale Klimaanlage liegen, diese allerdings zu einem recht hohen Preis. Trotzdem konnte ich natürlich nicht wiederstehen und schickte einen Verrechnungsscheck zur Anzahlung in Richtung Bagnarola di Budrio (bei Bologna), womit die Anlage erst einmal reserviert war.

Schließlich erreichte mich kurz vor Weihnachten das heißersehnte Fax, mein Auto sei fertig, liefe wie ein Glöckchen und alles funktioniere. Also: Arbeit liegen und stehen lassen und bei heftigem Regen und nur +2 Grad ab in den Elsaß. Dort angekommen verbrachte ich noch einen anregenden Tag bei meinen neu gewonnenen DS - Freunden und machte mich gegen 17 Uhr klopfenden Herzens in Richtung Osten auf. Ursprünglich wollte ich nur 286 km bis Feldkirch auf Achse und dann weiter mit dem Autoreisezug fahren, doch man sagte mir, es sei überhaupt kein Problem mit dem Auto die 850 km "am Stück" zu fahren. Trotz Schneesturms, Nebels, Matsch und weniger als wenig Sicht war es tatsächlich kein Problem. Meine Göttin kämpfte sich souverän mit dem vertrauenerweckenden, schiffsdieselartigen Bollern des Langhubers durch die sibirischen Verhältnisse und landete am nächsten Tag sicher in meiner Garage. Meine französischen Freunde hatten mit Ausnahme einiger Roststellen im Kofferauminneren mit französischen Maßstäben gemessen recht gute Arbeit geleistet, das Österreichische Niveau wurde aber erst durch die professionelle und liebevolle Feinarbeit unseres DS-Club Linz - Präsidenten Harald Steinmaurer erreicht. § 57a - Überprüfung und Typisierung waren dann natürlich kein Problem mehr.

Am 20.2.1998 ging es dann bei herrlichem Frühlingswetter nach Bologna zum Klimaanlageneinbau. Moreno Lotierzo und sein Compagnon Dario haben diesbezüglich entsprechende Erfahrung und bauten innerhalb von sechs Wochen die originale Klimaanlage ein, wobei einige Teile wie z.B. die Halterung für den Kompressor nach vorhandenen, alten Unterlagen neu (re)konstruiert und angefertigt werden mußten. Leider hauchte der restaurierte York - Kompressor bei einem Probelauf seinen Geist aus und mußte durch ein äußerlich sehr ähnliches, neues Modell, das sogar FCKW-frei läuft, ersetzt werden. Der anschließende Funktionstest wurde anläßlich eines Kurzurlaubes in der Toscana absolviert und con bravura bestanden. Photos von der Reise nach Italien und dem Einbau der Klimaanlage sind in den "Personal Collections" zu besichtigen.

Nun steht der Realität gewordene Kindheitstraum in der Garage und wartet auf die nächste klimatisierte Ausfahrt bei Sonnenschein. Ein schöner Haifisch meinen meine Eltern einstimmig............

Michael

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  Top   |   «  ^  »   |   Print Version   |   URL: http://www.oecc.org   |   Stand: 15.03.2013   |   © Hannes Hromadka   
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