Narizin: Ententechnisches: Trommelbremsen vorne
Ententechnisches: Trommelbremsen vorne
Aus NaRizin Nr. 80, Jänner 1990 Seite 5: + Nr. 82, März 1980,
Auch diesmal beschäftigen wir uns mit den Bremsen, und zwar
mit deren Reparatur. Eine solche ist notwendig, wenn ein Bremszylinder
undicht ist oder die Beläge abgenützt sind. Im Falle
eines undichten Bremszylinders kommt man sowieso nicht darum herum
und man sollte vermeiden, daß die Beläge komplett mit
Bremsflüssigkeit durchtränkt werden. Einen undichten
Radbremszylinder erkannt man, wenn unten bei der Bremstragplatte
Bremsflüssigkeit heraussickert. Die Abnützung der Beläge
ist ein äußerst breit gesteuerter Prozeß. Unser
hochwerter Präsident behauptet, daß sie im Stadtverkehr
schon nach 30000km herunten sein können, auf meiner Liesi
hab ich die vorderen Beläge jetzt 90000km drauf und sie sind
noch nicht aus. Ich würde raten, die Beläge rechts vorne
nach 60000km zu besichtigen. Vorne, weil sich die schneller abnützen
und rechts, weil man hier leichter hineinkommt. Da die Beläge
nicht genietet, sondern geklebt sind, kann man sie bis auf den
letzten Millimeter ausnützen. Man bedenke bei der Beurteilung,
daß die neuen Beläge ca. 5 mm dick sind.
Und wie kommt man hinein?
Zuerst Kotflügel abmontieren (4 Muttern mit SW (Schlüssel-Weite)
19), den sechseckigen Flansch der Antriebswelle, der zusammen
mit der Bremstrommel auf den Flansch des Differentialausgangs
geklemmt ist, abschrauben (6 Schrauben SW 14, empfehlenswert:
gerader Ringschlüssel). Die Antriebswelle ganz zusammenschieben
und den Flansch von der Bremstrommel wegklappen. Die Trommel läßt
sich jetzt abziehen, Arbeitszeit bisher ca. ½ Stunde. Sind
die Beläge zu Ende, so sind die Backen zu wechseln. Dazu
die Feder z.B. mit einem Schraubenzieher aushängen, die Handbremsseile
lockern. In der Mitte der Backen ist eine kleine Blechscheibe
mit 2 Löchern auf einem Bolzen. Sie drückt über
eine Feder die Backen gegen die Bremstragplatte. Die Scheibe ist
gegen die Feder zu drücken, um 90 Grad zu verdrehen und auszuhängen.
Dabei den Bolzen hinter der Tragplatte gegenhalten, die Kronenmutter
am unteren Ende der Backen nach herausziehen des Splints abschrauben
und den damit gehaltenen Exzenter herausziehen. Nun müßten
die Backen herausgehen, was allerdings eine kleine Spielerei sein
kann. Aus Kostengründen sind Tauschbacken vorzuziehen, neue
Backen kosten mindestens das Doppelte.
Wenn die Kolbengummis der Radbremszylinder nicht wirklich neuwertig
sind, sollten sie grundsätzlich gleich mit erneuert werden.
Dazu ist die Leitung vom Bremszylinder abzuschrauben (Gabelschlüssel
SW 8) und der Bremszylinder zu demontieren. Man sollte sich nämlich
nicht mit dem bloßen Tausch der Gummis begnügen, sonder
den Zylinder innen ausschleifen. Entweder mit dem Kfz-Mechaniker,
für den das eine Kleinigkeit ist oder notfalls selber mit
feinem Schmirgelpapier, zugleich drehend und ziehend (schraubenartig).
Beim Einbau sind die Kolben mit Bremsflüssigkeit zu schmieren.
Bremszylinder montieren, Leitung anschließen.
Beim Einbau der Bremsbacken darauf achten, daß die Staubkappen
des Zylinders nicht mit den Enden der Backen beschädigt werden,
nicht auf das Einhängen der Haltebolzen mit Feder und Blechscheibe
vergessen, ebenso das Handbremsseil! Die neuen Backen müssen
nun zentriert werden und zwar durch Drehen des Exzenters in die
richtige Stellung. Als Maß dafür diene die Bremstrommel.
Zuerst grob nach Augenmaß, sodaß sich die Trommel
aufstecken läßt. Kronenmutter leicht anziehen, Trommel
innen mit Kreide bestreichen, auf den Wellenflansch aufstecken,
Bremse leicht betätigen und Trommel dabei durchdrehen. Trommel
abnehmen und auf den Backen schauen, wo sich Kreide abgelagert
hat, dort greifen die Backen. Ideal wäre gleichmäßiger
Angriff auf der ganzen Länge. Dieser Zustand ist durch Verdrehen
des Exzenters und neuerliches Probieren anzustreben. Wenn es paßt,
die Kronenmutter fest anziehen und mit Splint sichern. Trommel
und Wellenflansch aufstecken. Halt, vorher die Rückzugfeder
in die Backen einhängen; da sieht man, wie leicht man was
vergißt!
Also jetzt wirklich Trommel und Flansch aufstecken und ordentlich
festschrauben. Bremse entlüften und einstellen, wie in Nr.
79 beschrieben. Probefahrt günstigerweise vor Montage der
Kotflügel.
Die Vorderbremse muß jetzt wieder in tadellosem Zustand
sein. Den Zögernden unter Euch sei zur Ermunterung gesagt,
daß diese Reparatur beim Mechaniker angeblich 3000,- S kostet.
Da zahlt sich selbermachen auf jeden Fall aus, man arbeitet höchstens
einen Tag daran. Die Hinterradbremsen sind schätzungsweise
20000km später zu belegen, doch darüber ein anderes
Mal.
Wenn der Hauptbremszylinder undicht ist, kommt die Bremsflüssigkeit
innen heraus, dort wo die Stange vom Pedal in den Zylinder hineingeht.
Zur Reparatur Zylinder und Pedale ausbauen (die 2 großen
Schrauben im Motorraum über und unter dem Bremszylinder).
Vor Einbau der neuen Gummis Zylinder wieder ordentlich schleifen.
Beim Einbau ein kleines Spiel zwischen ... (die letzte Zeile kann
ich in meiner Kopie dieser Ausgabe nicht mehr lesen).
Anmerkungen zu diesem Artikel in Nr. 82:
- Das Ausschleifen der Bremszylinder sollte nicht mit Schmirgel-,
sondern mit Polierpapier geschehen. Durch Verwendung von Schmirgelpapier
können nämlich Riefen entstehen, die dann zu Undichtheit
des Zylinders führen.
- Das Lockern der Handbremsseile kann ebenfalls Schwierigkeiten
mit sich bringen, insbesonders wenn die Einstellschraube nur einen
Knebel aufweist (die Dyane hat 2 Knebel auf der Einstellschraube).
Behelfen kann man sich dadurch, in dem man eine alte Auspuffschelle
als Werkzeug verwendet. Eines der Löcher wird aufgebohrt,
so daß sich der Knebel durchstecken läßt. Beim
Einbau gleich kräftig einfetten, damit sich diese Schrauben
leichter bewegen lassen. Eventuell gleich eine Schraube mit 2
Knebel einbauen.
- Das Einhängen der Rückzugsfeder sollte vor dem Zentrieren
erfolgen, dabei gibt es 2 Varianten:
- Beim 2CV befindet sich die Rückzugsfeder zwischen Bremsbacken
und Bremstragplatte. Hierbei wird zuerst die Feder eingehängt,
dann werden die Beläge auf den Radbremszylinder draufgehebelt
(aufpassen auf die Staubkappen).
- Bei der Dyane bzw. AK 400 befindet sich die Feder vor den
Backen. Die Feder wird nach Montage der Backen eingehängt.
- Beim Zentrieren kann man sich auch auf folgende Weise behelfen:
Man nimmt ein Stück Draht und biegt diesen zu einem Haken
mit einer um 90 Grad versetzten Öse. Diese Öse wird
an den Flansch des Differentialausgangs geschraubt. Der Haken
soll mit seiner Spitze die Bremsbacke berühren. Durch Drehen
des Drahthakens kann man den Abstand zwischen der Spitze des Drahthakens
und dem Flanschmittelpunkt einstellen. Durch Verdrehen des Flansches
kann man jetzt den gleichmäßigen Abstand der Bremsbacken
zum Trommelmittelpunkt einstellen.
Viel Spaß beim Werken, Hans (jetzt in Blumau).
|